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Buchbesprechungen.

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dieser Deutung abgetan werden können. Im einzelnen habe ich folgende Bemerkungen
zu machen: Die Definition des Okkultismus durch Wasieiewski (S. 14)
halte ich immer noch für die präziseste und beste. Daß es einen ariimistischen
Spiritismus geben soll, erscheint mir als contradictio in adjecto (S. 21). Dagegen
wird ganz mit Recht das leichtgläubige Vorgehen Rauperts, der alle Erscheinungen
des Mediumismus auf Dämonen zurückführt, einer scharfen Kritik unterzogen
(S. 24—38). Wenn physikalische Phänomene des Okkultismus nachgemacht
werden können (wie vom Jesuitenpater De Heredia in Amerika), so beweist
das nicht, daß es keine echten gäbe. Nachgemacht kann schließlich alles
werden, es fragt sich nur mit welchen Mitteln und unter welchen Bedingungen.
Daß Rudi und Willy Schneider in Wien auf Betrug ertappt worden seien, ist
falsch. Dem Verfasser ist offenbar entgangen, daß die Professoren Przibram
und Mayer dem falschen Gerücht nachtraglich entgegentraten. Das harte Urteil
über die experimentellen parapsychologischen Forschungen (S. 44) kann ich
nicht anerkennen. Hier zeigt sich wieder wie unbedingt notwendig für jeden,
der über die Sache urteilen will, die persönliche öftere Teilnahme an diesen
Experimenten ist. Jesuitenpater Dr. Alois Gatterer hat dies getan zum Vorteil
seines Werkes „Der wissenschaftliche Okkultismus und sein Verhältnis zur Philosophie
". Seminarübungen mit Tischrücken und Tischklopfen, wie sie in Paderborn
an der Hochschule stattfanden, genügen dazu nicht. Doch bleibt es sehr
erfreulich, daß die dortige kirchliche Behörde Professor Feldmann kein Hindernis
in den Weg legte, als er diese Probleme mit seinen Kandidaten behandelte.
Nicht überall hat man so unbefangen weiten Blick. — Zustimmen kann ich dem
Verfasser auch, wenn er (S. 51) sagt, okkulte Erscheinungen ließen sich nicht
auf Kommando erzeugen, aber diese Erkenntnis hätte ihm die Antwort geben
können auf die Frage, weshalb manche Medien vor Kommissionen versagten. -
Die Darstellung der Lehre des Poseidonios gehörte besser in den Abschnitt über
Hellsehen. Im Abschnitt „Aufklärung" hätte Kant besprochen werden müssen,
während Zöllner und Schopenhauer nicht hierher gehörten. Daß nicht alle
Aufklärer die okkultistischen Phänomene leugneten, habe ich in meiner Geschichte
der okkultistischen Forschung gezeigt. Daß die wertvollen Theorien Gregors
des Großen nicht genannt werden, ist bedauerlich. Jesuitenpater Dr. Beßmer
hat gegen Ende seines Lebens die Tatsache des zweiten Gesichts anerkannt.
Wenn Leute wie Moll, Dessoir, Bärwald sie heute noch leugnen, so ist das von
keinem Gewicht, weiß man doch, daß ihre Weltanschauung sich damit nicht
zusammenreimt. Auch ich bin mit Feldmann der Ueberzeugumg, daß es sich beim
zeitlichen Hellsehen nicht um göttliche Inspirationen handelt, sondern um natürliche
Veranlagung und er als Westfale konnte genug einschlägiges Material
sammeln, das er in seinem Buch veröffentlicht. Dr. Ludwig, Freising.

Richard BaierwakL Psychologie der Selbstverteidigung in Kampf-, Not- und
Krankheitszeiten. 343 S. Leipzig, Verlag der Hinrichsschen Buchhandlung,
1928.

Eine etwas breite Darstellung des Coueismus und der verschiedenen Formen
des autosuggestiven Trainings. Verf. hat damit in eigenen Krankheitszeiten, wie
er angibt, gute Erfahrungen gemacht — und so ist sein sehr optimistischer
Standpunkt hinsichtlich des therapeutischen Wertes nicht zu verwundern. Die Art,
wie er das Erlebnis der Selbstbemeisterung rationalisiert, schließt sich im großen
ganzen an R. G. Levy, an Coue und Baudevin an; sie bleibt mechanisiert, auch
wo sie in konkrete Wirkungsbreite und -tiefe überspannt. Die Anwendungsformen
sind ebenso schematisierend wie bei Coue selber gegeben. Obwohl gelegentliche
Kritik an Coue und Baudevin nicht völlig fehlt, so übernimmt Verfasser aus
der Literatur, was zugunsten der physischen Suggestionswirkung nur jemals behauptet
worden ist; sogar das suggestiv bedingte einseitige Wachstum der
Frauenbrust. „Es ist gar nicht so schwer vor»tellbar, daß Suggestion große Geschwülste
, Myome, Fibrome ebensogut zum Schwinden bringt wie Warzen/*
Indem sie sie nämlich „von der Zirkulation abdrosselt". In solchen Fragen sollte
man etwas von pathologischer Anatomie verstehen, ehe man sie vor Laienlesern
in dieser Weise ventiliert. — Neben dieser Allmacht „der" Suggestion steht das
naive alte Schema ihrer psychologischen Mechanität und ihrer ubiqultären Wirksamkeit
. Die gesamte neuere Literatur über die psychogenen Mechanismen
bleibt unberücksichtigt; die Bedenken von Erwin Straus werden als etwas nebel-


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