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streben sich gestehen mußte, daß vielleicht auch er, wie vor ihm viele andere,
mit dieser bislang als völlig nebensachlich betrachteten Sache ernsthaft sich zu
beschäftigen haben würde, falls nämlich die hier berichteten Phänomene als
unleugbare Tatsachen sich erweisen sollten.
Dafür, daß diese Schlußfolgerung nicht ganz aus der Luft gegriffen sei,
sprechen folgende inhaltsschwere Einschränkungen, die am Anfange und am
Schlüsse seiner „Kritiken" zu lesen sind; gleichsam als Abwehr gegen verderbliche
Lehren:
„Die ungeheuere Bedeutung, die solche Tatsachen für die heute geltenden
naturwissenschaftlichen Anschauungen und deren Ansehen haben, erfordert
deren genaueste Nachprüfung!
Da Sie aber an den Fundamenten der Naturwissenschaft rütteln, hat diese
das Recht, für sich etwa dieselben Sicherheiten zu verlangen, die die Jurisprudenz
bei der Verurteilung eines unbewiesenen Verbrechens fordert."
Diese eindeutigen Worte sind es, aus denen ich die Berechtigung ableite,
behaupten *u dürfen, daß mein junger Freund von der Angst verzehrt wird,
auch er könne zum Schlüsse sich gezwungen sehen, anzuerkennen, falls alles,
was hier berichtet wird, der Wahrheit entspräche, daß es bereits zu wankefni
anfange unter dem anscheinend auf so fester Grundlage ruhenden materialistischen
Gebäude der ausschließlich auf die Diesseitigkeit eingestellten Erkenntnistheorie
.
Aehnliche Befürchtungen hinsichtlich der Gebrechlichkeit der materialistischen
Weltanschauung konnte ich bereits in meiner Broschüre über „Außersinnliche
Wahrnehmungen" berichten, als ich darauf hinwies, daß ausgerechnet
der berühmte Schweizer Psychiater Prof. A. Forel*) zu der Aeußerung sich
veranlaßt «ah:
„Es ist klar, daß diese Theorie (nämlich des animalischen Magnetismus),
wenn sie wahr wäre, unsere bisherige wissenschaftliche Erkenntnis bedeutend
beeinträchtigen müßte, da die bisherige konsequente Ig-
norierung dieses unbekannten ,Etwas von seiten der
Wissenschaft gleich einer vergessenen wichtigen Komponente notwendig
Fehler in unseren bisherigen Ergebnissen bedingt haben müßte."
Daß die neuesten Ergebnisse parapsychischer Forschung auch von anderen
wissenschaftlichen Kapazitäten gewürdigt zu werden anfangen, dafür spricht
|erner die spontane Anerkennung, die anläßlich meiner oben erwähnten Arbeit
der nicht minder berühmte Nachfolger Foreis, Prof. Bleuler in Burghölzli, mir
zuteil werden ließ, als er mir glück wünschend schrieb:
„Wie man nach Ihren Beobachtungen noch ungläubig sein kann, das verstehe
ich nicht.
Es ist indes nicht jedermanns Sache, um mich der Worte L. Klag es zu
bedienen, der verhängnisvollen Gabe teilhaftig zu sein, die tröstlichsten und
gehegtesten Vorurteile preiszugeben, ob sie gleich manchmal beschützt sein
mögen durch eine jahrtausendalte Vorgeschichte menschlichen Irrens."
Kampf kostet es, bitteren Kampf, ehe wir es über uns gewinnen können
, langjährige, liebgewordene Ansichten über ßord zu werfen; und gerade
um jedem ehrlichen Kämpfer es zu ermöglichen, es über sich gewinnen z u
können, die von mir beschriebenen Phänomene als erwiesene Tatsachen zu
*) A. Forel, der Hypnotismus oder die Suggestion 1921, pg. 49.
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