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Zeitschrift für Parapsychologie. 8. Heft. (August 1928.)
pathie der Erwachsenen. Frau R. wollte dem Gaste aus Prag etwas vorsetzen
und brachte auf einem Teller ein achtel Kilogramm Butter; doch welches
Erstaunen? Die Butter war plötzlich verschwunden. Auf die Hausleute machte
das keinen sonderlichen Eindruck, da sie an solche Dinge schon gewöhnt
waren. Wo war die Butter? Der Küchenraum ist nicht groß. Nach kurzem
Suchen fand man sie auf einem aufgeschichteten Holzhaufen. Ich glaubte
noch an kein Wunder und meinte, Hilda wird die Butter versteckt haben. Nach
einer Weile wird gemeldet, daß eine Klinke verschwunden ist, ebenso eine
Photographie. Ich aber brannte vor Begierde, etwa einen Steinhagel mitzumachen
, von dem ich seinerzeit berichtete (Kotterbach), ohne selbst etwas gesehen
zu haben und ersuchte die Hausleute, mit auf den Hof zu gehen. Doch
nichts ereignete sich. Nach einer Weile schickte die Frau Hilda in die Speisekammer
, sie möge etwas Fett bringen. Hilda ist sehr furchtsam und wollte
nicht allein gehen. Frau R. begleitete sie, eine Kerze in der Hand; ich und
Herr R. gingen hinterher. Sobald die beiden Frauen in der Kammer waren,
flog die Tür plötzlich mit einem lauten Krach zu und wir hörten die Frauen
drinnen schreien: „Das Licht ist ausgelöscht". Gleichzeitig wurde die Tür
mit Fäusten bearbeitet. „Warum schlagen Sie so, ich werde Ihnen öffnen." Ja
aber womit? Der Schlüssel war verschwunden und die Frauen mußten erst mit
einem Nachschlüssel aus ihrer Gefangenschaft befreit werden. „Also, da'
sehen Sie, so springt es täglich mit uns um. Wenn es nur nicht wieder die
Polster zerschneiden wollte, wie in Brünn!" Als in der Frühe die Betben
gemacht wurden, bemerkte man mit Schrecken, daß tatsächlich wieder ein
Polster angeschnitten war, und zwar so tief, daß die Federn herausquollem.
Ich fragte: „Wo ist die Schere?" Dieselbe war verschwunden. Man fand sie
dann unter der Wäsche versteckt. Herr R. ärgerte sich und wollte die Schere
im Kasten versperren. Ich sagte ihm aber: „Es ist gleichgültig, wohin Sie
die Schere tun, wenn die Schere schneiden will, wird sie schneiden, wo immer
sie auch versteckt wird." Ich legte dann die Schere auf die Kredenz.
Hierauf ging ich aus, um die Stadt zu besichtigen und pflückte dabei
einige Hagebutten, um dieselben den Kräften zum Spiel vorzubereiten. Ich
dachte dabei an das Spiel mit den Fisolen, das ich auch gerne mit erlebt
hätte und legte nach meiner Rückkehr die Hagebutten in ein offenes Gefäß,
daneben einige Maiskörner, damit der „Geist" eine größere Auswahl habe.
Des weiteren packte ich einige Münzen in Papier ein und placierte sie auf
ei|ien hohen Schrank.
Als ich nachmittags etwas ausruhte, hörte ich plötzlich einen Schrei in?
der Küche: „Die Schere schneidet". Rasch lief ich herzu und blickte empor.
Auf dem Küchenschrank gewahrte ich die Schere in vertikaler Stellung erstarrt
und sah, wie sie gerade Schnitte in ein neues Geschirrtuch ausführte.
Es machte den Eindruck, als ob eine unsichtbare Hand die Schere geführt
hätte, welche dann, bei der Missetat ertappt, sofort in ihrer Bewegung innehielt
. Abends sprang dieselbe Schere über meinen Kopf hinweg, als ich mich
beim Sparherd bückte. Jetzt traten aber noch stärkere Phänomene ein. Frau
R. erzählte: „Als ich fortgehen wollte, wurden mit einem Schlag beide Türen
geschlossen. Die Klinken samt den Schlüsseln sind verschwunden. Sie und
Herr D. waren eingesperrt. Ich mußte zur Nachbarin gehen und mit einem
Nachschlüssel die Tür öffnen. Beim Eintritt bemerkte ich Bewegungen der
Schere!" Nun wurden die Klinken gesucht. Das war eine gewohnte Beschäftig
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