http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1928/0521
Neunies Heft.
September 1928.
Berichte über Spontanphänomene.
Richtlinien zur Beurteilung medialer Spukvorgänge.
Von Dr. med. A. Freilierrn von Schrenck-Notzing.
Die Berichte des Lehrers Wratnik und des Nervenarztes Dr. Simsa über
den Spuk von Kotterbach und Nikolsburg bieten einen lehrreichen Beitrag
zum Studiuni eines der interessantesten Probleme der Parapsychologie und bedeuten
insofern einen Fortschritt, als beide Beobachter bemüht waren, das
Besondere in den Phänomenen hervorzuheben und Zusammenhänge zu finden.
Man kann hierin noch einen Schritt weitergehen, indem man das Material dieser
Autoren mit unabhängig davon, also zu andern Zeiten und an andern Orten zustande
gekommenen Beobachtungen, besonders aus den letzten Jahrzehnten, vergleicht
. Als Resultat einer solchen Prüfung ergeben sich Gleichförmigkeiten
des Geschehens, die auf eine Art Gesetzmäßigkeit desselben schließen lassen.
Wenn auch zu einer endgültigen Formulierung von bestimmten Regeln
die bisherigen Berichte wohl kaum ausreichen, so bieten sie doch so viel Gemeinsames
, daß man berechtigt ist, nach dem jetzigen Stand der Forschung
gewisse vorläufige, für die weitere Untersuchung analoger Fälle maßgebende
Richtlinien aufzustellen. Der Uebersicht wegen sind die einzelnen in Betracht
kommenden Punkte in Gruppen geordnet, wie folgt:
i. Einteilung
Bei den sogenannten Spukerscheinungen kann man zwei Formen unterscheiden
, und zwar
den lokalen Spuk, d. h. die fraglichen Phänomene sind an einen
bestimmten Ort gebunden (alte Schlösser, einsame Wohnhäuser, außerdem
Stätten, an denen sich einmal schwere Verbrechen, besonders solche gegen die
Person, wie Mord, Totschlag, Folter, Vergewaltigung usw., ereignet haben).
Nicht jedem Besucher offenbaren sich diese latent vorhandenen Kräfte, sondern
auch hier scheint für die Auslösung derselben eine persönliche Veranlagung
notwendig zu sein.
b) den medialen Spuk, d. h. die paranormalen Vorgänge treten nur
hei Anwesenheit bestimmter Personen ins Leben, sind also gesetzmäßig gebunden
an solche Vermittler. In dem Spuk selbst handelt es sich fast durchweg Um
Spontanphänomene aus dem Gebiet der Paraphysik. Die Vgenten derselben lassen
sich auch als „Medien' bezeichnen, da sich ihre Phänomene lediglich durch
das spontane Auftreten von den experimentellen Leistungen der Medien bder
Magier in ihren Sitzungen unterscheiden.
Allerdings werden Spukvorgänge häufiger bei vollem Tageslicht beobachtet,
als die Manifestationen der Sitzungsmedien, obwohl auch hier Ausnahmen vorkommen
, und obwohl auch bei den Sitzungsmedien Spontanphänomene im
vollen Licht auftreten können.
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