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622 Zeitschrift für Parapsychologie. 10. Heft. (Oktober 1928.)
Besonders hinsichtlieh der Zöllnerschen Versuche! Iiier besonders toben
sich Parteileidensehaften aus, die zu Lug und Trug und zu abgefeimten Fälscherkunststücken
geführt haben. Der Fall Zöllner bietet sich als ein wahres Musterbeispiel
dafür an, zu welchen Treulosigkeiten und Gehässigkeiten das Vorurteil,
wenn es zur Parteilichkeit gesteigert wird, führen kann. Das Beispiel gehört in
die Völkerpsychologie. So ergeht es einem Wahrheitszeugen und Entdecker,
wenn er den Zeitgeist gegen sich hat und zugleich als Kämpfer gegen die herrschende
Unmoral gegen eine Welt von Feinden steht. Planmäßig wird das
Gerücht >on seinem Wahnsinn ausgesprengt und verbreitet, obwohl sich Psychiater
dagegen aussprechen und lautere Charaktere, wio Fechner, einen der Beschuldiger
der bewußten Unwahrhaftigkeit überweisen Die zahlreichen Feinde,
die sich Zöllner durch die persönliche Art seines Kampfes geschaffen hat, haben
ihm schließlich sogar Selbstmord angedichtet.
Es bedarf wohl nicht der besonderen Hervorhebung, daß wir auch nicht
blind sein dürfen für die Gefahrenquellen bei uns Bejahern — zu einer Zeit —
>\o wir noch mitten im Kampfe um die Anerkennung der Phänomene stehen
und noch nicht die nötige Distanz und Abgeklärtheit des Gefühls gewinnen
konnten. Der Unterschied ist jedoch der, daß die mögliche Verblendung des
Bejahungsfreudigen etwas Augenfälliges, bereits Bekanntes und Oftgerügtes ist,
während die oft zu unlauteren Mitteln greifende Parteilichkeit des vorurteilsvollen
Absprechers nicht so sinnfällig ist und bisher viel zu wenig in Anschlag
gebracht wurde.
Aus diesem Grunde dürfte wohl den nachfolgenden Zeilen neben ihrer sachlichen
Bedeutung auch einiger Wert für die psychologische Seite unserer Forschung
zukommen.
Zunächst möchte ich beantragen, daß in dem schwebenden Verfahren gegen
Slade die Zeugin Hildegard N i 1 s o n alia** Firman, auf die sich der Klageanwalt
Graf Klinckowstroem beruft, als in jeder Hinsicht unzuverlässig ausgeschieden
werde, denn sie ist eine bloße Romanfigur.
Jch habe bereits im Juniheft dieser Zeitschrift darauf hingewiesen, zu welch
unwürdiger Täuschung sich der Satiriker Fritz Mauthner verleiten ließ, indem
er als angeblicher Herausgeber der ,,Bekenntnisse einer Spiritistin" zeichnete.
4 Diesem Kind seiner spöttischen Laune gab der Witzling den Namen Hildegard
Nilson und dichtete ihr die tollsten Selbstbezichtigungen als Schwindelmedium
an. Ihr Wissen verdanke sie Slade, der sie und ihren Eduard in die Lehre
genommen habe. Slade selbst sei in seiner Jugend zum Kautschukmann ausgebildet
worden, habe sich später zum Fußkünstler vervollkommnet und als
solcher in Deutschland^) unter dem Namen ,,Der Raphael ohne Hände" gearbeitet
. Seine Kunststücke bringe er mit einem sohlenlosen Schuh zustande. (An
einen solchen „Stiefel" glauben bekanntlich auch die vermeintlichen Entlarver
von Frau Silbert.)
Es ist mir ganz unverständlich, wie es auch nur möglich sein konnte, daß
Sachkenner dieses plumpe Machwerk nicht auf den ersten Blick durchschauten!
Aber es ist nun einmal Tatsache, daß sogar Konstantin W i 11 i g diesem Leo Taxii
secundo hereinfiel und Slade im Jahrgang 1890 der Psych. Studien mit Aufwand
von massenhaft viel Entrüstung gegen 90 albernes Gewäsch der Teufelsdirne
in Schutz nahm. Auch Klinckowstroem ist leider vor der Gilde der Betrugsjäger
und Entlarvermonomanen noch immer viel zu wenig auf der Hut und
•SJ*
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