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Walter: Zur Frage der Mediumschaft Slades.
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darum erschien ihm Hildegard Nilson nur „in mancher Hinsicht" unzuverlässig
.
Ein ähnlich romanhafter Zeuge, den Klinekowstroern gegen Slade ins Treffen
führt, ist John W. Truesdell.
Mr. Ilumbug bietet uns auf den 331 Seiten seines bebilderten Duodez -
werkchens Bottom Facts etc. (New York, 188^) alles andere als einen glaubhaften
Bericht (true tale) über seine 25jährigen Nachforschungen auf dem Gebiete
des Spiritualismus.
Truesdell ist unverkennbar der gleiche Spottvogel wie Mauthner. Er will
Slade im Schwindel übertrumpft und so verblüfft haben, daß ihn dieser in die
Lehre nahm (Tr.: „in den Orden der Medien aufnahm") und zu einem vielgesuchten
Medium ersten Ranges(!) emporschulte. In den Gesprächen mit den Beruf
smedien, Hellsehern, Heilkünstlern und Geisterklopfern sei es ihm klar
geworden, daß er — wie er höhnt — eine außergewöhnlich starke spiritistische
Kraft besitze und einen bedeutenden Einfluß auf die Geisterweit auszuüben
vermöge. Slade habe er mit der Geriebenheit eines Kriminaldetektivs dadurch
hineingelegt, daß er seine Rocktasche heimlich durchstöbern ließ, um ihm so
eine irreführende Adresse in die Hände zu spielen. Auch habe er, unter einem
Anrichtetisch verborgen, eine vorbereitete Tafelschrift entdeckt und durch eine
ulkige Geisterbotschaft vervollständigt. Die Berührungen habe Slade mit den in
Pantoffeln(l) steckenden Füßen erzeugt.
Diese humorvollen Schilderungen, die den Stempel der Erfindung an der
Stirne tragen, erweisen sich — ganz abgesehen von der fragwürdigen Berühmtheit
des Pseudomediums — auch schon dadurch verdächtig, daß sie die Tafelschrift
Slades von einer Intelligenz „Alice" zeichnen lassen, die uns bisher bei
Slade noch nicht begegnete. (Meist Alcinde oder Owasso.)
Drittens muß man gegen das Schöffenamt Carl Will m a n n s entschieden
Verwahrung einlegen.
Klinckowrstroem selbst nennt diesen Fabrikanten magischer Apparate nicht
uninteressiert und reklamehaft, macht aber doch von dessen trügerischen Angaben
ohne die doppelt gebotene Nachprüfung unbedenklich Gebrauch.
Ein Mann von den geistigen Abmessungen Willmanns spricht auf Seite i3o,
von den sogenannten Wissenschaftl. Abhandlungen Zöllners und schreibt
ihm auf Seite i55 die Erklärung der mediumistischen Tafel Schriften durch
Geister zu, die sich ganz klein machten und nun zwischen die beiden Tafeln
schlüpften. (Willmann, Moderne Wunder, Leipzig 1897.)
Dabei ist der Mann «ein vollendeter Phantast, der die trügerische Herstellung
des Kontakts durch eine Mechanik bewerkstelligen läßt, die aus Uhrfedern
hergestellt, mit einem Scharnier versehen und mit Gummi ausgepolstert
bei.1) Das geht noch über den mikroskopischen Behelf Prof. Hennings und über
die Sprengpatrone, durch die Slade nach der phantasievollen Vermutung Prof.
Schnitzes den Bettschirm Zöllners zerrissen haben soll. Diesen Genieblitz hat
übrigens schon Zöllner selbst vorausgeahnt und sich nicht wenig darüber belustigt
. (Wiss. Abh. II, S. g38.)
Die Zöllnerschen Berichte waren Willmann leicht zugänglich, denn sie stan-
i) Auch Moll gehört zu jenen, die sich von Willmann eine solche Prothese
aufschwatzen ließen. (Siehe: Der Spiritismus. S. 27.)
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