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Zeitschrift für Parapsychologie. 1. Heft. (Januar 1929.)
Vorläufer der Eleonore Zugun.
In der englischen katholischen Zeitschrift „The Month" berichtet P. Herbert
Thurston, S. J. über einen ähnlichen Fail, wie den der Eleonora Zugun. Ein bekannter
Bürger aus Bristol, Mr. Henry Durbin, berichtete danach über „.einige
außergewöhnliche Dinge, die sich mit Mr. R. Oiles K ndern 1800 in Bristol zutrugen
." Die beiden Kinder, zwei Mädchen von 8 und 13 Jahren, bekamen
plötzlich Kratzer, wie von einem Daumennagel herrührend, auf der Haut. Er
beobachtete selbst, wie das Fleisch gleichsam niedergedrückt wurde, sich
weiß färbte und wieder empor wölbte, wobei der Abdruck eines Fingernagels
zurückblieb, dessen Ränder später rot wurden. Die Kinder sagten, es schmerze
•und brenne. Kratz- und Klopftöne kündeten diese Ereignisse an. Auch im Bett
hatten die Kinder keine Ruhe, sondern klagten fortwährend darüber, daß sie
gekniffen würden. Einmal wurde ein großer Tisch, den nur zwei Männer bewegen
konnten, auf den Kopf gestellt. Ein Geistlicher wurde gerufen, der lateinische
und griechische Fragen an den Geist richtete, worauf dieser angeblich
durch eigenartige Kratztöne richtig antwortete. Im Dunkeln waren die Phänomene
stärker als bei Licht.
Mr. Durbin wurde mit seiner Erzäh'ung so ausgelacht, daß sie erst nach
seinem Tode veröffentlicht wurde. Infolgedessen wurde der Fall nicht weiter
beobachtet. Wahrscheinlich verschwanden die Phänomene mit der Zeit von
selbst, nachdem die Kinder das Pubertätsalter überschritten hatten.
Ein Spukphänomen Aus „Acht Tage Festung" von F r a n z R o 1 a n. Als
Manuskript gedruckt (vor dem Kriege, um 1900). Seite 35 ff.
Wir sprachen von Gespenstern und dergleichen. Ein natürlicher Uebergang»
Jetzt aber von wirklichen Erlebnissen. Ich war der einzige, der ein leibhaftiges
Gespenst gesehen hatte, nicht ich allein — nein — aüe Hausbewohner hatten es
gesehen, und keiner hatte sich's zu sagen getraut. Erst lange später, nachdem wir
die Wohnung gewechselt hatten, war die Rede darauf gekommen. Da zeigte sich,
daß jeder der Mitbewohner es genau in der gleichen Weise geschildert hatte —
ein Zweifel war also nicht gut möglich. Ich war darauf aufmerksam geworden,
als eines Nachts beim hellen Schein des elektrischen Lichtes eine Türkl nke sich
ohne Grund senkte, wie von einer Hand erfaßt, die Tür sich lautlos öffnete, als
ginge jemand hindurch auf die dunkle Diele, sich dann wieder ebenso lautlos
schloß, wobei wiederum die Türklinke sich deutlich bewegte, bis die Tür fest zu
war. Eine sofortige Nachprüfung ergab, daß die Tür fest im Schloß war, sich
also allein durch Wind oder Zug nicht hatte bewegen können. Beim Nachgehen
in den dunklen Dielenraum, der nur durch den Lichtspalt aus der offenen Tür
erhellt wurde, „sah" ich dann auch das Gespenst: Ein bleicher, hagerer Mann,
von etwas über Mittelgröße, das wachsartige Gesicht von einem dunklen Vollbart
umrahmt. Bekleidet war er mit einem Gehrock und etwas anders gefärbter
Hose. — Ich sagte natürlich nichts, um meine Frau und das Dienstpersonal
nicht zu erschrecken. Doch sah ich ihn seitdem öfter — auch am hel'en Tage.
Sein Lieblingsaufenthalt schien der halbdunkle Gang und die Diele, die eben-
faüfe kein direktes Licht hatte, zu sein. Er war fraglos von einer gewissen Neugier
und dem Wunsche, in der Nähe lebender Menschen zu sein, beseelt. Doch
liebte er nicht, beobachtet zu werden. Er stand daher meist in der Kaminecke,
den Kopf stets halb über den Rücken gedreht, um still zu verschwinden, d. h.
um die Ecke fortzugehen, sobald er merkte, daß man ihn gesehen hatte. Ich
hatte das Gefühl ,daß er, in Ruhe gelassen, nichts Feindliches gegen uns unternehmen
würde und ließ ihn daher sthl gewähren, obwohl es nicht angenehm war,
bei irgendeinem harmlosen Nachmittagskaffeeklatsch seinen Kopf plötzlich mit
erschreckender Deutlichkeit in der stets offenen Dielentür neben dem Kamin auftauchen
zu sehen. Besuch oder Fremde störten ihn durchaus nicht. Im Gegenteil,
er hörte gern zu, wenn die Unterhaltung recht lebhaft im Gange war — vermutlich
, weil er sich dann am sichersten unbeobachtet glaubte.
Als wir die Wohnung gewechselt hatten, sagte meine Frau plötzlich und unvermittelt
: „Weißt du, ich bin froh, daß wir ausgezogen sind. Es war dort
recht unheimlich!" Ich hatte nie mit ihr über unser „Gespenst" gesprochen. Nun
aber, da es uns nicht in die neue Wohnung nachgefolgt war, kitzelte mich die
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