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Kleine Abteilungen.
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Neugier, und ich fragte darum ebenso unvermittelt: „Also hast du es auch gesehen
?" — „Du auch?" antwortete meine Frau. Nun ließ ich sie den „Geist"
beschreiben, und sie schilderte ihn bis ins Kleinste genau, wie ich ihn stets gesehen
hatte.
Am Nachmittag kam unser Kinderfräulein aus der vorigen Wohnung — sie
hatte sich inzwischen verheiratet — aus alter Anhänglichkeit zum Besuch der
Kinder. Sie sah sich die neue Wohnung an und meinte: „Hier ist es aber gemütlicher
als in der vorigen Wohnung. Da war es oft gräßlich unheimlich — als
wenn immer Einer herumginge —." Natürlich fragten wir sie nun aus — ohne
selbst irgendwelche Anhaltspunkte zu geben, die ihr Ideenbild hätten beeinflussen
Icönnen. Und sie schilderte „ihn" genau, wie wTr ihn kannten. Sagte auch, daß
das Dienstmädchen sie oft gebeten hätte, sie nicht allein zu lassen. Sie fürchtete
sich so, „als wenn Einer da wäre". (Mitgeteilt von Dr. Erich Bohn, Breslau.)
The James H. Hyslop Foundation, New York.
In Amerika ist eine neue Gesellschaft mit parapsychologischen Forschungszwecken
auf den Plan getreten, die James H. Hyslop Foundation, deren Präsident
der Arzt Dr. Titus Bull ist und die sich zum Ziel gesetzt hat, nach der in der
Z. f. P. 1928 S. 102 f. geschilderten Methode geistige Störungen, die von Bull
als Besessenheitsphänomene angesehen werden, zu heilen. Zwei Fälle solcher
Kuren wurden bis jetzt veröffentlicht, nämlich der Fall von Mr. C. E. in Helen
Lamberts Buch (Z. f. P. 1928 S. 693), sowie der Fall des Herrn I. D., den die von
der Amerikanischen S. P. R. herausgegebene Zeitschrift Psyehic Research, von
Juni bis August 1928 bekanntgegeben hat. Mit dem Referenten der amerikanischen
S. P. R. bin ich der Meinung, daß diese Protokolle keinerlei stichhaltigen
Beweis für eigentliche Besessenheitsphänomene, d. h. für die Mitwirkung
von Geistern liefern; dagegen machen es die Protokolle wahrscheinlich,
daß BuIIs Medium, Frau Duke über parapsychische Fähigkeiten verfugt, indem
sie manche Umstände aus dem Leben der ihr unbekannten Patienten richtig
ermittelte. Auch werden offenbar die Patienten wirklich dadurch geheilt, daß
angebliche Geister, von denen sie zuvor kaum etwas wußten, sich im Lauf der
Sitzungen der Reihe nach durch das Medium mittel en und dann durch Ueber-
redung allmählich zum Rückzug gebracht werden. Da Bull im wesentlichen nur
die therapeutischen Ziele im Auge hat, wird der wirklichen Identifizierung
dieser Geister — wenigstens so weit dies zuweilen bei Frau Piper und anderen
geschehen ist — nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt Im Fall C. E. waren 39,
im Fall I. D. 51 Sitzungen nötig bis zur Heilung, die Monate, ja sogar Jahre
erforderte, so daß nicht abzuschätzen ist, wie viel in so langer Zeit auf Rechnung'
bloßer Suggestionswirkung zu setzen ist Die Experimente von Dr. Prince
(Z. f. P. 1928 S. 372), die in dieseibe Richtung weisen, sind zweifellos viel einfacher
und übersichtlicher, ja auch in spiritistischer Hinsicht überzeugender; doch
mag es sein, daß Princes Methode, (er arbeitet ohne Medium) in schwierigeren
Fällen nicht geeignet ist Im letzten Jahr hat Bull (Bericht vom 1. Oktober
1928) nach seiner Methode 23 Fälle behandelt und in 11 eine Heilung erzielt,
in 8 weiteren ergab sich wenigstens eine wesentliche Besserung; die meisten
der letzteren Patienten setzen die Kur noch fort. In 4 Fällen ergab sich keine
Besserung, doch hatten 3 dieser Patienten die Behandlung schon nach einem
Monat unterbrochen, so daß ein Erfolg kaum erwartet werden konnte, zumal
im allgemeinen nur eine Sitzung in der Woche abgehalten wird (die Sitzungen
dauern meist eine starke Stunde); unter den geheilten Krankheiten befanden
sich Epilepsie, Hysterie, Angstneurose, intermittierende paranoide Delusionen,
seelische Dissoziation mit Verfolgungswahn und de*gleichen. Die Prognose war
nach Bull in manchen dieser Fälle sehr ungünstig; doch wäre es gut, wenn Bulls
Diagnosen und Prognosen jeweils von einem neutralen Arzt bestätigt werden
könnten, um dem Einwand einer gewissen Befangenheit Dr. Bulls wirksam begegnen
zu können. Im ersten Jahr wurden 10 000 Do lar zusammengebracht und
Herr B. P. Lambert hat weitere 10000 Dollar versprochen für den Fall, daß drei
weitere Personen sich bereit finden, je dieselbe Summe zu stiften. Da Dr. Bull
die Absicht hat, eine Klinik für seine Patienten zu errichten, in der sie, während
seiner Kur behandelt werden könnten, damit sie zwischen den einzelnen Be-
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