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Iiiig: Die „Weiße Frau* auf Schloß Bernstein im Burgenland. 55

man von dem Punkte, wo ich abends stand, den letzten Teil der Treppe nur
fragmentarisch sehen kann, eine große, vom Plafond herabhängende Laterne und
der Pfeiler des Sliegenaufganirs sind vorgeschoben, trotzdem Jiatle ich die
Geslalt und das Geländer ohne Hindernis gesehen. Diesen Blick hat man aber
erst von der Mitte des ersten Stiegenabsatzes, und ich stand im Torgang. Ferner
hatte ich am Abend die Mitlelwand vollkommen weiß und leer gesehen, obwohl
das Licht so stark war, daß ich die dort hängenden Wappenschilder hätte deutlich
erkennen müssen."

Am 7. September des gleichen Jahres wurde wieder ein Phänomen beobachtet
, diesmal von mehreren Personen zugleich. Der Gutsverwalter J. 11. sagt
darüber in seinem bereits teilweise zitierten Bericht vom l\. Juni io/25:

„Ich sah (die Erscheinung) zum zweitenmal anläßlich eines Fackelzuges
(am 7. September 1912). Mehrere Teilnehmer des Fackelzuges halten den
Schloßhof bereits verlassen. Die herrschaftliche Familie zeigte sich in der Bich- •
tung des Speisesaales. Plötzlich machte mich meine Frau auf die Nußbaum-
ecke aufmerksam und frug mich, was dort rückwärts für eine Gestalt stehe. Es
war eine schlanke Gestalt, die mit weit vorgeneigtem Kopfe, wie beobachtend,
scharf gegen die Herrschaft ausblickte. Wir konnten dieselbe deutlich beobachten
und merkten ihrerseits die ganze Zeit das auffallende Ausspähen gegen
den Speisesaal, bzw. in der Richtung, in welcher sich die Herrschaften befanden
. Plötzlich lief Herr L. v. A. auf die Gestalt zu und verfolgte sie dann.
Ihr Verschwinden war so rasch, daß man glauben mußte, sie wandle nicht auf
Füßen, sondern schwebe nur in der Luft über den Boden dahin. Hätte ich in
der Angelegenheit Zweifel gehegt, mußte mir der Fall vom Oktober 1910 zu
denken geben. Ich glaube nicht unrecht zu handeln, wenn ich an «las Vorhandensein
einer Erscheinung in Bernstein glaube. Ich habe die Welt im Laufe
meiner Tage doch auch schon ziemlieh durchquert, des Tages und zu jeder Stunde
der Nacht, und habe mich bei Dunkelheit schon in den verschiedensten Winkeln
herumgetrieben, wovon ich mich oft auch durch Warnungen nicht zurückhalten
ließ, jedoch ähnliches, wie das oben Beschriebene, besonders, wie es der erste
Fall war, begegnete mir nur im Schloß Bernstein..

Ueber diese Erscheinung am 7. September 1912 sagt die damals auf Bernstein
als Gast weilende Baronin G. Sch. aus:

„Am 7. September brachte die Feuerwehr des Dorfes dem Enkel des Schloßherrn
ein Ständchen mit Fackelzug. Von der Familie waren im Schloßhof
versammelt: der Schloßherr, seine Schwiegertochter, vier seiner Enkel, mein
Mann und ich. Anwesend war noch der größte Teil der Dienerschaft und eine
Anzahl von Dorfbewohnern, die mit der Feuerwehrmusik ins Schloß gekommen
waren. Es war ein sehr heiler Abend. Die Festlichkeit war beendet, ein Teil
der Bevölkerung hatte den* Schloßhof schon verlassen, die übrigen brachen gerade
auf, als meine Kusine plötzlich meinen Arm ergriff und mit heiserer
Stimme sagte: „Die »Weiße Frau'!" „Wo?" frug ich ungläubig. „Im Saal
oben am FensterI" flüsterte meine Kusine. Ich sah nichts, die Saalfenster
dunkel starrend wie alle übrigen. Plötzlich aber ging eine zierliche Frauengestalt
in weiß wallenden Gewändern, die Hände über die Brust gekreuzt, das
feine Profil gesenkt, die langen offenen Haare von einem dünnen weißen
Schleier bedeckt, ganz nah, etwa 20 Schritte vor uns vorbei und auf die
Hintertreppe zu. Mein erster Gedanke war: „Wer mag das sein?" aber im
nächsten Moment erstarrte mir das Blut in den Adern und mein \lein stockte


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