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Iiiig: Die „Weiße Frau" auf Schloß Bernstein im Burgenland. 57

die Gestalt der oben genannten „Weißen Frau". Ich habe dieselbe dreimal deutlich
gesehen, und zwar jedesmal in der Kapelle, wo sie auf der ersten Altarstufe
kniete und zu beten schien. Die Kapellentüre, die, wie schon eben erwähnt
, der einzige Zugang zur Kapelle ist, war jedesmal verschlossen und doppelt
abgesperrt, meine Kusine hatte den Schlüssel in ihrem Zimmer liegen.
Es war am 2. Dezember 1912, ich saß mit einer Handarbeit beschäftigt, in
meinem Zimmer und meine Kusine war ins Oratoriumzimmer gegangen, um
ein Buch zu holen. Plötzlich kam sie etwas erregt zurück und sagte mir, ich
solle schnell mitkommen, in der Kapelle knie die „Weiße Frau". Ich weigerte
mich und darauf ging nieine Kusine zweimal zurück, um zu sehen, ob die Gestalt
noch da sei. Endlich, auf wiederholtes Bitten, ging ich mit meiner Kusine
und wir sahen beide durch das Oratoriumfenster in die Kapeile hinunter,
wo die weiße Gestalt deutlich vor dem Altare kniete. Sie war von einem grünen
Licht umgeben, oder eigentlich, möchte ich sagen, sie hatte es an sich, es
sah aus, als hielte sie es vorn an der Brust und es schimmerte durch den
Schleier, den sie auf dem Kopf trügt. Doch hielt dieses Licht nicht stetig an,
es verlöschte von Zeit zu Zeit, ungefähr wie das Licht einer elektrischen
Taschenlaterne, die man in kurzen Zwischenräumen anzündet und wieder auslöscht
. Meine Kusine leuchtete zweimal mit Zündhölzchen in die Kapelle hinab
und das Licht fiel auf die weiße Gestalt, die ganz deutlich sichtbar blieb.
Ich wandle mich nun einen Moment vom Fenster ab, ungefähr so lange, als
man braucht, um bis 10 zu zählen. Als ich darauf wieder in die Kapelle
hinabsah, war es vollständig dunkel darin und die „Weiße Frau*' war spurlos
verschwunden. Ich kehrte nun in mein Zimmer zurück, und meine Kusine
lief, so schnell sie konnte, über die große Stiege hinunter, sperrte die Kapelle
auf (ich konnte es deutlich in meinem Zimmer hören, da alle Türen
offen standen) und suchte alles genau durch; umsonst, es war nirgends etwas
zu finden. Als meine Kusine dann zurückkam, sagte sie mir, sie sei der
„Weißen Frau" auf der Stiege begegnet. Ich habe die „Weiße Frau" dann
noch zweimal gesehen, und zwar wieder in der Kapelle vor dem Altar kniend.
Das zweilemal schien mir das Gew*and heller als am Tage vorher, es war mir
vorgekommen, als hätte es einen Stich ins Graue gehabt. Immer hatte die
Gestalt das grüne Licht an sich. Als ich sie das zweitemal sah, waren außer
meiner Kusine und mir noch meine Tante und mein Vetter zugegen. Nachdem
ineine Kusine die Gestalt vom Oratoriumfenster aus mehreremal mit der elektrischen
Interne beleuchtet hatte, ging sie in die Kapelle, die auch diesmal
versperrt war. Im Augenblick, da meine Kusine die Kapellentüre geöffnet
hatte, sahen wir drei oben nichts mehr, die Kapelle war finster geworden und
wir hörten nur, wie meine Kusine unten öfters aufgeregt sprach. Ich bat sie,
doch Licht zu machen, da* sie die Laterne mitgenommen hatte. Als meine
Kusine dies endlich tat, sahen wir die weiße Gestalt in der Ecke rechts vom
Kapelleneingang stehen, meine Kusine dicht neben ihr. Das Licht der Laterne
fiel voll auf die Gestalt der „Weißen Frau". Diese ging so nahe an meiner
Kusine vorbei, daß es aussah, als müßten sie einander streifen, und schwebte,
ich kann keinen anderen Ausdruck für diese Bewegung finden, bei der
Kapellentüre, die offen stehengeblieben war, hinaus. Das war am Freitag, den
6. Dezember, und am darauffolgenden Tage sah ich die „Weiße Frau" noch
einmal, diesmal war meine Tante nicht bei uns. Hinzufügen möchte ich nur,
daß mein Vetter bis zu dem Tage, an welchem er mft seiner Mutler, Schwester


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