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114 Zeitschrift für Parapsychologie. 3. Heft. (März 1929.)
Eine eingehendere Schilderung seiner Lebensarbeit soll ruhigeren Stunden
vorbehalten bleiben, und es ist beabsichtigt, schon das nächste Heft als eine
Sondernummer zum Gedächtnis des Verstorbenen herauszugeben.
Es war für die Schriftleitung und den Verlag Ehrenpflicht, bei der Trauerfeier
persönlich vertreten zu sein, um dort durch schwache Worte des Dankes
nur einen kleinen Teil der Schuld abzutragen, zu der wir uns Herrn Dr.
v. Schrenck-Notzing im Innersten verpflichtet fühlen.
Im Namen von Schriftleitung und Verlag: Dr. Sünner.
Wir geben im Nachfolgenden, im Anschluß an Berichte der Münchener
Presse, eine Schilderung der Beisetzungsfeierlichkeiten, welche am Freitag,
den i5. Februar, nachmittags 4 Uhr, stattfand.
„Im Waldfriedhof wurde am Freitag nachmittag der bekannte Münchner
Forscher und Arzt, Dr. Albert Freiherr v. Schrenck-Notzing der Erde übergeben
. Neben den nächsten Familienangehörigen hatte sich ein ansehnlicher
Kreis von Leidtragenden aus weiten Kreisen zu der Trauerfeier in der Aussegnungshalle
versammelt. Man bemerkte u. a. Reichsgesandten Haniel v. Haimhausen
, den württembergischen Gesandten Moser v. Filseck, den französischen
Gesandten Graf d'Ormesson, den ungarischen Konsul Dr. v. Velics, Freiherrn
v. Stengel, Künstler, sowie Vertreter wissenschaftlicher Vereinigungen und
industrieller Unternehmungen.
Professor Hegar (Cello) spielte, die Trauerfeier einleitend, Schumanns
„Abendlied"; Kammersängerin Bosetti sang hierauf die „Litanei" von Schubert.
Stadtpfarrer Nägelsbach von St. Lukas, der die Einsegnung vornahm, sprach
vor allem von der tapferen Ueberzeugung des Verstorbenen für seine wissenschaftlichen
Anschauungen. Ein großer Kreis der gebildeten Welt nehme an der
Trauer über den Heimgang des Gelehrten, der sich vieler Erfolge habe erfreuen
können, teil. Es trat sodann Universitätsprofessor Geheimrat Dr. Graetz
aus dem Kreis der Leidtragenden und rief dem Gelehrten im Namen der
Freunde ehrende Worte aach. Er wies auf di? Tätigkeit Freiherrn v. Schrenck-
Notzings auf dem Gebiete der abnormen Seelentätigkeit, der Kriminalpsychologie
, des Hypnotismus und Okkultismus eindringlich hin. Dieses Werk habe seinen
Meister zum Führer einer großen Gemeinde gemacht. Freiherr v. Schrenck-
Notfing habe auch ein großes künstlerisches Interesse gezeigt. Sein schönes
Heim sei der Sammelpunkt feingeistiger Menschen gewesen. Universitätsprofessor
Dr. Specht, der für die „Psychologische Gesellschaft" als
Zeichen des Dankes, der Verehrung und des Abschiedes einen Kranz niederlegte
, gedachte in herzlichen Worten des Gründers der Gesellschaft, der zu
den bekanntesten Persönlichkeiten im gesellschaftlichen Leben Münchens gezählt
habe. Prof. Dr. Bühl mann legte im Auftrage der „Gesellschaft für metapsychische
Forschung" einen Kranz nieder, Geh. Rat Dr. We 11z für das
Röntgeninstitut, Dr. Sünner für die Schriftleitung der „Zeitschrift für
Parapsychologie" sowie für die „Berliner Gesellschaft für parapsychische
Forschung", Dr. Kollmann und von Faber für die Gesellschaft „Die
Freunde". Generaldirektor Debach gedachte unter Niederlegung eines
Kranzes der Verdienste des Verstorbenen um die Württembergische Metallwaren-
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