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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1929/0164
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Anschließend veröffentlichen wir zunächst noch einen Aufsatz, den ein
Mitarbeiter Schrenck-Notzings am Beisetzungstage in den „Münchener Neuesten
Nachrichten" veröffentlicht hat:

Erinnerungen an Schrenck-Notzing

Von Prof. Dr. Gustav W. Frey tag.

Wer diesen hochragenden, eleganten Mann durch die Münchner Straßen,
die Parier Boulevards oder die Promenaden Nizzas schreiten sah, oder wer ihn
im Geplauder am Strande des Lido oder auf der Terrasse eines Gasteiner
Hotels beobachten konnte, der ahnte schwerlich, daß das Leben dieses Weltmannes
einer rastlosen Arbeit gewidmet war, noch weniger, daß er einen Pfadsucher
vor sich hatte, der mit Einsatz seiner ganzen Person bemüht war, den
Weg durch ein undurchsichtiges Dickicht zu finden. Wer ihn kannte, wußte
freilich, wie wenig innere Ruhe diesem lebhaften, bedeutenden Geiste eignete,
verstand sehr wohl, wie die große Welt, verfeinerter Lebensgenuß, nur die
„Sensibilisatoren" für sein ungewöhnliches Lebenswerk bedeuteten.

Wo er erschien, raunte man sich zu, das mystische Dunkel seines Arbeitsraumes
hing sich um ihn wie eine geheininisschwangere Wolke. Er genoß in
der Oeffentlichkeit erhebliche Popularität. Diese galt vor allem dem Gegenstande
seiner Betätigung. Die uralte Sehnsucht des Menschen nach dem Außerirdischen
, nach dem „Jenseits", zugleich sein geheimes Grauen vor „Erscheinungen
" — in Schrenck-Notzing fanden sie einen greifbaren Anhalt. Aber
n^ben diesen Gefühlen, die wohl keiner Zeit völlig fremd sind, regt sich in der
Menge die nüchterne Kritik, der Intellekt, der strenge Herr unserer Tage, verneint
die Möglichkeit der „Parapsychologie", die sich als unbequeme Stiefschwester
neben die älteren und legitimeren Lehren der Physik und Biologie
zu drängen beginnt.

So fülll sich das Leben des Frhrn. v. Schrenck mit einer tiefen Tragik.
Im Innersten überzeugt von der Echtheit seiner Beobachtungen, und durch
ein eidrückendes Material, trotz mancher ernüchternder Erfahrung, hierin
täglich mehr bestärkt, muß er die Hälfte seiner Kraft iti der Abwehr der Gegner
verbrauchen und zu jedem neuen Freund seiner Sache einen neuen Angriff
der skeptischen Front erdulden.

Es ist nicht die Absicht dieser Zeilen, hier näher an den Streit um die
Tdlekinesen und Materialisationsphänomene zu rühren, wiewohl der Verfasser
auf Grund eigener Erfahrungen die wesentlichen Erscheinungen der Para-
physik bestätigt. Iiier soll nur betont werden, daß Schrenck-Notzings Leben
ein heißer Kampf gewesen ist, in dem dieser Mann nicht nur ein ungewöhnliches
Maß von Energie und Mut, sondern auch von Wisen und Forschergabe gezeigt
hat. Eine& ist unbestreitbar, das größte Wissen von diesen Dingen, die umfassendste
Kenntnis der unendlich verzweigten Literatur und die größte praktische
Erfahrung als Experimentator war Schrenck zu eigen. Solches Rüstzeug
verlieh seinem Bewußtsein Ueberlegenheit, diese gab ihm das innere Gleichgewicht
, mit dem er Erfolge und Enttäuschungen an Dingen und Menschen
ertrug. Es wurde ihm nicht schwer, für seine Sache zu leiden und nicht nur
materielle Opfer für sie zu bringen, sonderi auch große Einbußen an Kraft und


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