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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1929/0210
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Zeitschrift für Parapsychologie. 3. Heft. (März 1929.)

Als Sohn des Inhabers eines alten Juweliergeschäftes i863 zu Elberfeld
geboren, übernahm Krall mit 36 Jahren die elterlichen Betriebe, die er als tüchtiger
Geschäftsmann zu hoher Blüte zu bringen verstand. Es steckte in ihm
außer musikalischen und sonstigen künstlerischen Anlagen ein ausgeprägter
Hang zum Nachgrübeln über schwierige Probleme. Seiner warmherzigen Liebe
zu den Tieren entsprang dann, als er 1904 in Berlin Herrn von Osten und
dessen „Der kluge Hans'* betiteltes Pferd kennenlernte, die selbstgestellte Aufgabe
, durch umfassende Versuche und Studien der Tierseele näherzukommen,
als es bisher geschehen war. Herr von Osten hatte, durch eine unpassende Kritik
verbittert seinen Tierunterricht eingestellt und der kluge Hans war in den
Besitz Kralls übergegangen, der aber mit dem nicht mehr jungen und durch
ungeeignete Behandlung seitens mancher Besucher verdorbenen Pferde auch
nicht mehr viel anzufangen verstand. Um so auffälliger begünstigte
das Glück den Forscher bei seinen weiteren Pferdekäufen insofern, als er in den
Besitz der beiden besonders begabten Araberhengste Muhamed und Zarif kam,
von denen er den ersteren stets als ein tierisches Genie bezeichnet hat.

Möge es mir gestattet sein an dieser Stelle einiges über die Eindrücke einzuschalten
, die ich persönlich von Kralls Versuchen und seiner Unterrichtsmethode
gewann. Als Forschungsreisender, als Kriegs- und Reise-Berichterstatter hatte
ich in allen fünf Erdteilen wohl einige hundert Pferde geritten und würde,
auch wenn ich Krall nicht kennengelernt ihätte, das seinem ganzen Wesen nach
ernst veranlagte Pferd für ein weit tauglicheres Unterrichtsobjekt erachtet
haben, als beispielsweise den spielerischen Hund oder die eigenwillige Katze.
Des Herrn von Osten Versuche haben auch mich hochgradig interessiert, obwohl
ich sie wegen der ganzen Art der Veranstaltung und wegen der vielen herumstehenden
Menschen nicht annähernd derart überzeugend und beweiskräftig
fand wie diejenigen bei Krall. Als ich zu Anfang 1912 Herrn Krall zuerst
l>esuchte, hatte derselbe bereits eine siebenjährige Lehrtätigkeit hinter sich und
es waren aus aller Herren Länder manche Wißbegierige zu ihm gekommen.
Krall als ein besonderes pädagogisches Talent zu bezeichnen, wie es in einigen
Nachrufen geschehen ist, halte ich für irrig. Der Mann wirkte vor allem durch
seine außerordentliche Güte, sowie durch die bewundernswerte Ausdauer, mit
der er ein einmal vorgestecktes edle® Ziel verfolgte. Das erste, dem ich! beiwohnte
, waren die fünfte und sechste Unterrichtsstunde, die der neugekaufte
Grauschimmelhengst Dsmir-Kaja erhielt. Es war ein wundervolles Tier, zum
Reiten, wie ich sofort sah, glänzend geeignet, aber von geringerer geistiger
Begabung. Gleich zwei ebenso schönen Nachfolgern hat es nach einiger Zeit
das consilium abeundi erhalten. Wir waren unserer zu vierzehn Zuschauern,
als, ohne daß Krall oder der Wärter Albert zunächst anwesend gewesen wären,
Muhamed und Zarif in den Lehrraum hereingelassen wurden. Ebenso schön
wie Demir-Kaja machten die Tiere doch einen grundverschiedenen Eindruck.
Sie hatten in ihrer Haltung, ihrem ganzen Wesen, dem Blick ihrer Augen usw.
etwas Nachdenkliches, fast könnte man sagen gelehrt Professorenhaftes an sich.
Nachdem sie sich alle Zuschauer genau angesehen hatten, gingen sie zuerst
zu einer als besonders tierfreundlich bekannten Dame und kamen dann, ohne
die übrigen Anwesenden zu beachten, um sich ebenfalls streicheln und liebkosen
zu lassen, zu meiner Frau und zu mir, also zu zwei ihnen noch unbekannten
Leuten, deren Tier liebe sie aber mit feinem Instinkt herausgefühlt haben
mochten. Die Methode des Huf-Klopfens auf ein Brett ist so häufig beschrieben


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