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Zeitschrift für Parapsychologie. 3. Heft. (März 1929.)

gegeben werden konnten, während das schnelle Abklopfen von Zahlen den
Tieren viel geläufiger zu sein sehten. Schließlich waren sie augenscheinlich
geistig ermüdet und froh wieder Abschied nehmen zu können. Krall hat jede
Einzelheit seiner vieljährigen Versuche protokolliert und sowohl in seinem zweibändigen
Werke „Denkende Tiere" aJs in zahlreichen anderen Veröffentlichungen
und vielen Vorträgen derart genau beschrieben, daß, wer sich für die
Sache interessiert, den ganzen Verlauf dieser einzig dastehenden Studien zu
verfolgen vermag. Am zweiten Tage unseres ersten Aufenthaltes bei Krall haben
meine Frau und ich allein mit dem Lehrmeister dem Tierunterricht beigewohnt
. Auf meinen Wunsch traten wir alle hinter das zu examinierende Pferd,
so daß dasselbe keinen von uns sehen konnte. Auch wurden manche Fragen
unter völliger Nichtbeteiligung Kralls, ja sogar bei dessen Abwesenheit, von meiner
Frau oder von mir gestellt. Das Ergebnis und der ganze Verlauf blieben
immer gleich. So sehr ich schon durch meinen journalistischen Beruf jahrzehntelang
an strengste Kritik gewöhnt war, so bestand doch bei mir, sooft
ich meine Beobachtungen wiederholt habe, nicht der all erleiseste Zweifel darüber
, daß es sich tatsächlich um selbständiges Denken der Tiere handle und
daß von irgendwelcher Beeinflussung seitens des Menschen gar keine Rede
sein könne. Um aber jeden derartigen Zweifel noch weiterhin auszuschließen,
hatte Krall, als ich meinen zweiten Aufenthalt in Elberfeld nahm, das ebenfalls
recht gelehrige blinde Pferd Berto eingestellt. Als leichtsinniger und nur bei
guter Laune brauchbarer Schüler erwies sich dagegen der lebhafte Pony „Häns-
cben". Allmählich waren Kralls alle möglichen Tiergattungen und sogar einen
Elefanten umfassenden Versuchsobjekte zu einem kleinen zoologischen Park
herangewachsen. Der hereinbrechende Weltkrieg und die nachfolgende Inflation
haben mit ihren gewaltigen Vermögensverlusten diesen großzügigen,
aber auch kostspieligen Untersuchungen ein Ziel gesetzt.

Im Jahre 1921 ist Krall nach München übergesiedelt, wo er sich im Isartal
bei Harlaching mit feinem künstlerischen Geschmack ein überaus behagliches
Heim geschaffen hatte. Das ganze Untergeschoß seiner Villa war zu
einem Laboratorium für wissenschaftliche Untersuchungen ausgebaut. Dort hatte
Krall auch, mit Vorarbeiten für ein neues großes wissenschaftliches Werk
beschäftigt, eine solche Fülle auf die Probleme der Tierpsychologie bezüglichen
Materials angehäuft, wie es wohl keinem anderen Gelehrten zur Verfügung
stehen dürfte. Auch wenn ihn nicht, wie das häufig der Fall war,
geschäftliche Notwendigkeiten nach Elberfeld riefen, sah man den Mann niemals
müßig, kannte ihn nicht anders, als mit der Lösung dieses oder jene®
wissenschaftlichen Problems beschäftigt. Insbesondere lag es ihm natürlich am
Herzen die Zweifel und Einwände hinwegzuräumen, mit denen Zoologen und
sonstige sogenannte Fachleute wie Pfungst, Wasmann usw. immer wieder an
den Ergebnissen seiner Untersuchungen herumzurütteln versuchten. Kralls
letzte Arbeit ist eine Auseinandersetzung mit dem Jesuitenpater Wasmann
gewesen, die er in den von ihm herausgegebenen Mitteilungen der Gesellschaft
für Tierpsychologie (Stuttgart-München) zu veröffentlichen beabsichtigte. Eine
besondere Freude hat es dem mit 66 Lebensjahren allzufrüh Verstorbenen»
wenn er, wie während des letzten Jahres in München, in Berlin, Paris usw*
Vorträge hielt, stets bereitet, daß es ausgerechnet die mit tierischem Leben
wohl am besten vertrauten Tierärzte waren, die allenthalben rückhaltlos auf
seiner Seite standen.


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