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Zeitschrift für Parapsychologie. 3. Heft (März 1929.)
gedachte. Es waren nicht nur die oben genannten Brüder Schneider, mit
denen er experimentierte, sondern er war auch lebhaft beteiligt an den Untersuchungen
mit dem nachträglich entlarvten Medium Oskar S. in L. Da er
selbst den. jungen Manne großes Vertrauen entgegengebracht hatte, so traf
die Enttäuschung über diesen Mißerfolg unseren Forscher sehr hart, lieber
seine Beobachtungen auf paraphysischem Gebiet hat Krall, der ja in erster
Linie Tierpsychologe war, nichts veröffentlicht, jedoch befinden sich möglicherweise
in seinem Nachlaß auch Schriften über parapsychologische Probleme
. Er vertrat vorwiegend den animistischen Standpunkt und suchte seine
Erfahrungsgrundlage immer mehr zu vertiefen, um sich auf jede Webe das
umfassende Rüstzeug für eigene Veröffentlichungen zu verschaffen.
In den Kreisen der Parapsychologen und der Versuchspersonen erfreute
sich Krall allgemeiner Beliebtheit. Er öffnete denselben bei jeder sich bietenden
Gelegenheit sein gastliches, geschmackvoll eingerichtetes Heim, er gewann
durch sein mannhaftes und temperamentvolles Eintreten für das, was er als
wahr erkannt hatte, durch seine glänzende Erzählungsgabe, durch einen gewissen
dichterischen Schwung und reiche Phantasie und durch seine seelische
Wärine, sowie eine für sein Alter ungewöhnlich stark ausgeprägte Vitalität
sowohl die Herzen seiner Mitarbeiter als auch diejenigen seiner Leser.
Aus unserer Zeitschrift sind die Arbeiten bekannt, welche Krall über Telepathie
sowie über das unwillkürliche Flüstern, die Nachprüfung der Ilansen-
Lehmannschen Versuche, veröffentlicht hat. Wir haben bereits in unserem ersten
Nachruf im vorigen Heft, in dem wir unserer Trauer über den schmerzlichen
Verlust Ausdruck gaben, auf die Publikationen hingewiesen, die in den letzten
Jahren erschienen sind, weshalb wir uns hier eine nochmalige Aufzählung ersparen
können.
Bei gerechter Wüidigung seiner Lebensarbeit muß man sagen, daß Krall
als Forscher unersetzlich ist, besonders auf dem Gebiet der Tierpsychologie,
weil er hier keine Schule hinterlassen hat. Aber für die Parapsychologie ist
sein Verlust ebenso schmerzlich, besonders auch, weil sein großes Lebenswerk,
das mustergültige Forschungsinstitut, führerlos geworden ist und wohl kaum
mehr seinen Zweck erfüllen wird. In den Annalen unserer Wissenschaft wird
sein Name stets in Ehren fortleben.
Kleine Mitteilungen,
* Ein Blutwunder?
Lichtbildervortrag der „Gesellschaft für parapsychische
Forschung" in Berlin.
Es war am 8. September 1911, als in der kleinen französischen Stadt Mirebeait
der dortige Abbe Vachere die Wahrnehmung machte, daß auf der Stirn eines
in seiner Kapelle befindlichen Herz-Jesu-Bildes Blutstropfen zutage traten. Seitdem
erweiterte sich dieses seltsame Phänomen in solchem Ausmaß, daß bis zum
Tode Vacheres im Jahre 1921, also im Laufe von 10 Jahren, insgesamt an vier
Heilandsbildern des Abbes und an neunzehn Hostien seiner Kapelle reichliche
Blutungen erschienen.
Der naheliegende Verdacht, daß diese auf betrügerischem Wege, etwa durch
irgendwelche Chemikalien und Kunstgriffe, zustande gekommen seien, bestätigte
sich nicht. Es kann vielmehr nach den vorliegenden Zeugenaussagen, darunter
von hervorragenden Aerzten und Chemikern, sowie im Hinblick auf die besonderen
Begleitumstände des Phänomens gar keinem Zweifei unterliegen, daß
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