Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1929/0219
Kleine Mitteilungen.

171

die Blutungen weder auf Betrug noch auf Sinnestäuschung zurückzuführen seien,
sondern „echt" sind. Wie ist nun dieser unerhörte Vorgang zu erklären?

Diese Frage machte der als Psychologe und Faustforscher bekannte Studienrat
Dr. Birven in der „Aerztlichen Gesellschaft für parapsychische Forschung"
zum Gegenstand eines Vortrags, in welchem er durch seine überzeugenden Darlegungen
und an der Hand von zahlreichen Lichtbildern den schlüssigen Beweis
erbrachte, daß sich dieses einzig dastehende Phänomen seinem inneren Wesen
nach an die Telekinese, an die Materialisationen, an die Spukvorgänge, das Hellsehen
, kurz an jene okkulten Erscheinungen anreiht, die durch die neue Wissenschaft
der Parapsychologie unserem Verständnis immer mehr erschlossen werden
und von denen heute schon feststeht, daß sie letzten Endes durch verborgene
Kräfte der menschlichen Seele verursacht werden. Im vorliegenden Falle hat
Vachere dank seiner mediumistischen Veranlagung die Kraft gehabt, Blutmengen
aus seinem eigenen Organismus durch magische Willenswirkung auf leblose
Gegenstände zu übertragen und materialisiert an ihnen erscheinen zu lassen.

Dieser Standpunkt der Wissenschaft steht ganz im Einklang mit dem Vorgehen
der Kirche, welche es seinerzeit weit von sich wies, diese Blutungen als
ein Wunder anzuerkennen und welche daher dem Abbe aufs strengste verbot,
seine Phänomene in Wort oder Schrift als übernatürliche und wundermäßige auszugeben
und darzustellen. Dr. Bergmann in der „Deutschen Tageszeitung".

Wir verweisen hier auf das interessante, mit zahlreichen Photographien geschmückte
Buch von Dr. Birven über den Abb£ Vachere im Verlag von J. Wiesike,
Brandenburg (Havel). Brosch. 3 M.

Das Aramäische in den Visionen Therese Neumanns.

Der Wiener Orientalist Wessely über das Problem.

Der Wiener Orientalist und Papyrusforscher, Regierungsrat Dr. C. Wessely,
sprach auf dem letzten Vortiagsabend der Wiener Leogesellschaft über die linguistischen
Erscheinungen, die nach wissenschaftlicher Feststellung bei einzelnen
Ekstasen der Therese Neumarin, der Stigmatisierten von Konnersreuth, auftreten.
Die Wiener Leogesellschaft ist eine wissenschaftliche Vereinigung, streng katholisch
eingestellt, der die angesehensten Gelehrten, Forscher und Schriftsteller
Oesterreichs angehölen. Im Hinblick auf die anerkannte Bedeutung der Leogesellschaft
erregte die sensationelle Kundgebung Dr. Wesselys große Aufmerksamkeit
.

Therese Neumann hat, wie Dr. Wessely ausführt, bei der Ekstase fremde
Worte gesprochen, die ihr selbst ganz unverständlich sind. Die fremde Sprache
erwies sich als Aramäisch. Therese hat sie in ihren Ekstasen am Freitag bei
dem Passionserlebnis gehört und sich auch daran am Nachmittag, wo sie sich in
dem sogenannten Zwischenzustand befindet, wenigstens teilweise erinnern können
. Das Ereignis wurde von Dr. Fritz Gerlich, Professor Wutz und Johannes
Bauer, Professor der semitischen Philologie an der Universität Halle, beobachtet
und unabhängig voneinander an Ort und Stelle studiert. Regierungsrat
Dr. Wessely führte aus, daß die gewöhnliche Umgangssprache Jesu Christi
und seiner Umgebung nicht hebräisch oder griechisch, sondern aramäisch war,
das allerdings viele griechische Lehnwörter in sich aufgenommen halte. Die
ursprünglichen Worte Jesu in den Evangelien sind ohne Zweifel aramäisch. Doch
sind im Neuen Testament in griechischer Uebersetzung nur im ganzen etwa
16 aramäische Wörter der. Landessprache überliefert. Leider kennen wir nicht
ganz genau die Formen dieses aramäischen Dialektes, wohl aber jene verwandter
Dialekte aus der Zeit vor und nach Christo. Die aramäische Rede einzelner nicht
zu langer Sätze Jesu und der Apostel könnte auch von heutigen Sprachforschern
verstanden werden. Therese Neumann ist ein einfaches Mädchen, das
niemals eine fremde Sprache gelernt hat, sie spricht alles in ihrem deutschen
Dialekt. In einer Zwischenpause der Ekstasen erzählte sie nun, man habe Trompeten
geblasen und dabei geschrien: „Salabu ... Jehudaje", das bedeutet auf
aramäisch „Kreuziget! ... Juden!" Die fremden Worte spricht Therese zum
Teil auf besondere Aufforderung, teils läßt sie diese ohne besondere Schwierigkeit
ungezwungen in die Erzählung über das, was sie in ihrer Vision gesehen
und gehört, mit einfließen. Nach ihren Angaben begrüßte der falsche Judas


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1929/0219