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Buchbesprechungen.

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kannt werden sollen, >o ist doch im allgemeinen der Anteil des Nervenarztes
gegenüber dem des Seelsorgers ungebührlich verkleinert worden. — Bedauerlich
ist dann ferner, daß der rein historische Teil (z. B. in den Ausführungen über
Exorzismus) zu wenig vom Stande der neueren Subliminalpsychologie betrachtet
worden ist. Auch berührt es merkwürdig, wenn angesichts der neueren Forschungen
über das hypermnestische Unterbewußtsein (latente Erinnerung) ein
Fall aus dem Jahre 1856 nach einem 1881 erschienenen Werk zitiert wird.
Interessant ist es aber, als These I der zusammenfassenden Schlußworte zu lesen,
daß Psychotherapie nicht Bekehrung zu einer bestimmten Welt- und Ueberwelt-
anschauung bedeute. Eine solche Selbstverständlichkeit brauchte eigentlich nicht
erst ausgesprochen zu werden. Im übrigen hätte man bei vielen Punkten ein
stärkeres Eingehen auf die Psychoanalyse gewünscht.

Verschiedene sinnstörende Druckfehler und Irrtümer (Julius statt Arthur
Schnitzler) verstärken den Eindruck, daß der nächsten Auflage eine straffere
Fassung und Durcharbeitung gut tun würde. Prübusch, Berlin.

Magie und Gegenwart. Von Franz Carl Endres. Walter Hädecke Verlag,
Stuttgart. 1929. 74 S. Geh. M. 2.60, in Ganzleinen geb. M. 4.—.
Dieses vor wenigen Monaten erschienene Werk ist symptomatisch für das
Aufkommen einer neuen metaphysischen Richtung, die mit Dacque ihren Anfang
genommen hat, und die man als „magische" Weltauffassung bezeichnen kann.
Naturgemäß ist diese Reaktion gegen den einseitigen Monismus der letzten Jahrzehnte
ohne die Forschungsergebnisse der Parabiologie undenkbar, die zur Festigung
ihrer Position soviel beigetragen haben. Aber es läßt sich nicht leugnen,
daß sich bereits eine gewisse Opposition gegen die Parabiologie gebildet hat.
Nicht, als ob man sie etwa zu bekämpfen gewillt sei; doch man hält es für
nötig, ihre Bedeutung für die Schaffung eines Weltbildes stark einzuschränken.

So wird auch bei Endres zwar von der parapsychologischen Wissenschaft
gesprochen, aber nur, um ihre Resultate zur Stützung des Okkultismus
zu benutzen, der — hier mit vollem Recht — als die Lehre von dem definiert
wird, was dem intellektuellen Denkvermögen und der Ratio schlechthin wegen
seines transzendenten Charakters entzogen ist. Diese Gedanken a.n Hand des
Werkes näher auszuführen ist hier nicht d^r Ort. — Es ist möglich, daß Endres
hierbei eine reinliche Trennung nicht immer gelungen ist; doch wäre es ungerecht
, darüber das Positive zu vergessen, was er wirklich bietet. Da ist ganz
allgemein zu bemerken, daß dank eines gut gewählten Materials wirklich das
genetische und ontologische Moment des magischen Weltbildes hervortritt. Die
Begriffe des Mana und des Tabu werden treffend umschrieben, der esoterische
Sinn der Symbolik gekennzeichnet. (Der Ref. hält allerdings die Hypothese für
irrig, daß das Signum des Reichsapfels durch Umkehrung der crux ansata entstanden
sei. Viel einfacher ist der erste als das Symbol der Erde aufzufassen.)
Ein relativ recht umfangreicher Literatur- und Materialnachweis verdient besondere
Anerkennung. — Ein empfehlenswertes Buch für jeden, der Orientierung
über das Wesen des magischen Okkultismus sucht.

Prübusch, Berlin.

Max Dessoir, Mensch und Werk. Von Dr. phil. Christian Herrmann.
Mit Zeichnungen von Max Sievogt und Rudolf Stumpf. Verlag von Ferdinand
Enke, Stuttgart. 1929. 80 S. Preis geh. M. 4.50.

Das vorliegende Werk ist als Festschrift zu Dessoirs 60. Geburtstag (1927)
verfaßt. Sie bietet eine vortreffliche Würdigung des Menschen, des Hochschullehrers
und des Wissenschaftlers, die zugleich eine gute Einführung in seine
Werke ist. — Es erübrigt sich, die unbestritten führende Stellung zu kennzeichnen
, die der Aesthetiker Dessoir in der allgemeinen Kunstwissenschaft besitzt.
Uns kann an diesem Ort nur der Forscher-auf parapsychologischem Gebiete
interessieren, der hier in recht instruktiver Weise skizziert wird. Gerade diese
Abschnitte gehören mit zu den wertvollsten; denn es ist bekannt, welche merkwürdige
Stellung gerade Dessoir zu dem genannten Gebiet eingenommen hat.
Auf halbe Anerkennung folgt extremster Negativismus, so daß es auch an Hand
seiner Werke nicht ganz einfach ist, seine wirkliche Ansicht über den Phänomenkomplex
herauszulesen. Dieser Mühe hat sich nun Herrmann unterzogen, und
es lohnt sich wohl, das Resultat etwas näher zu betrachten.


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