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Zeitschrift für Parapsychologie. 8. Heft. (August 1929.)
gungen ergeben einen Maßstab für die Kontrolle physikalischer Phänomene
und ich hoffe sehr, daß alle Medien sie beherzigen und annehmen werden. Die
elektrische Anlage funktionierte einwandfrei und das Medium befand sich dabei
in einer durchaus bequemen Lage — \iel mehr, als dies bei irgendeinem Fesselungssystem
der Fall ist, die immer unbefriedigend sind, weil es so viele Möglichkeiten
gibt, sich der Fesseln zu entledigen. Annie Eva Fay konnte viele
„Phänomene" hervorbringen, ohne aus der Fesselung herauszuschlüpfen. Dies
war ihr möglich durch Erzeugung von lockeren Stellen an den Stricken und
Bändern, dadurch, daß sie hier und dort ein paar Zentimeter nachließ und die
Verschnürung an den Handgelenken oder Beinen hochzog, so daß sie sich genügend
Spielraum zur Bewegung von Gegenständen sicherte, sie an den Mund
zu bringen > ermochte usw. Aber die elektrische Kontrolle macht alledem ein
Ende. Jedes echte physikalische Medium, das „auf der Höhe" sein will, muß
eine derartige Kontrolle verlangen.
Wenn auch Rudi sich während der Sitzung durchaus wohl befand, so weiß
ich doch jemand, der dies nicht tat. Meine Beine waren durch die Umklammerung
derjenigen des Mediums so steif geworden, daß ich nach der Sitzung kaum
stehen konnte und Lord Charles die Freundlichkeit hatte, sie ein wenig zu
massieren.
Die Pause von 12 Minuten während der Sitzung ist durchaus üblich. Manchmal
finden zwei oder drei Pausen statt. Ich gebe gar nicht vor, zu verstehen,
warum das geschieht. Die meisten Sitzungsteilnehmer blieben während der Pause
sitzen, um sich die Mühe des abermaligen Anlegens der Metallhandschuhe und
-füßlinge zu ersparen.
Die Phänomene, die wir sahen, waren wohlgelungen: das Aufblähen des
Vorhangs, Pseudopodien. Telekinesen. kalter Hauch usw. waren ausgezeichnete
Beispiele für Rudis beste Phänomene. Ich habe sie noch nie zuvor unter so
guten Bedingungen gesehen. Die Sitzungen in Braunau waren glänzend, aber
die Tatsache, daß sie im eigenen Heim des Jungen stattfinden, muß ihren Wert
(jedenfalls nach Ansicht der kritisch Eingestellten) etwas vermindern.
Rudi schien nach dieser Sitzung leidlich frisch und. nachdem er etwas
Limonade und Kognak zu sich genommen hatte, wieder ganz zu sich gekommen
zu sein.
^)ie graphische Kurve des Thermographen im Kabinett ergab nichts Beachtenswertes
. Sie stieg langsam von 54° auf 57,2° F. Der Kontrollthermograph
im Zimmer zeigte eine ähnliche Zunahme, das gewöhnliche Thermometer
stand auf 58° F. Wenn sich überhaupt eine Besonderheit beim Kabinett-Thermographen
ergab, so war es eine leichte Zunahme im Grad des Ansteigens
um 10.10 Uhr. in dem Augenblick, in dem die ersten Phänomene stattfanden
. (Schluß folgt.)
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