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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1929/0535
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Zeitschrift für Parapsychologie. 8. Heft. (August 1929.)

hallen grobe Männerlritte und schrecken die Bewohner aus trauter, schlummeriger
Stimmung, die durch das Knistern des Feuers in den behäbigen alten
Kachelöfen, durch das leise Ticken des Bohrwurmes im allen llolzwerk und
durch das zeitweilige Krachen der alten Möbel noch erhöht wird... Man fühlte
förmlich in solcher Stimmung die Nähe längst Verstorbener, welche Manifestationen
förmlich erzwingen zu wollen schienen."

Wenn schwere Kriege drohen, dann erscheint in den düstern Bäumen des
Schlosses ein seltsames Wesen. Es durchschwebt in weißen Kleidern und mit
Schleier verhüllt die stillen Korridore und Säle; tritt durch verschlossene Türen
in die leere Schloßkapelle, um vor dem Allar in die Knie zu sinken. Dies ist
die „weiße Frau" von Bernstein. Der erste authentische Bericht
über die Erscheinung stammt vom Sommer 1910. Ein Verwandter des
Schloßbesilzers war als Gast in Bernstein. Er hatte die Erscheinung in drei
Fällen in aller Ruhe beobachten können. Er ist als Skeptiker gekommen und
hat als Glaubender das Schloß verlassen. In den nächsten Jahren wurde das
Phänomen oftmals gesehen, auch von mehreren Personen zugleich. Der Höhepunkt
ihres ruhelosen Wandeins fällt in den Sommer 191/i, kurz vor Ausbruch
des Krieges. Dann wurde die Erscheinung seltener und blieb schließlich ganz
aus. Sic soll im Jahre 1921 noch einmal gesehen worden sein, aber dies ist
nicht einwandfrei festgestellt.

Das Phantom ist immer von einem grünlich-gelben Lichtkonus fruit
scharf umrissenen Grenzlinien umgeben. Die Lichtquelle ist die Gestalt selbst,
die deshalb auch keinen Schatten wirft. Die kleine, zierliche Frauengestalt
hat volles, über die Schulter fallendes Haar; sie stiert mit traurigen Augen in
das Leere. Sie trägt den Kopf etwas nach links geneigt, mit an den Hals oder
die linke Wange geschmiegten, gefallenen Händen. Auf dem Haupte trägt sie
eine sogenannte Pärta — ein ungarischer, kronenartiger Frauenschmuck —, aus
deren Mitte das grüne Licht am intensivsten leuchtet. Ihr Gang ist rasch und
schwebend. Meistens wurde sie in den Abendstunden gesehen, seltener auch bei
hellem Tageslicht. Ihren» Erscheinen geht ein leichtes, knisterndes Hauschen,
wie etwa von schleppenden Seidenkleidern, voraus, und einige wollen einen
kalten Luftzug in ihrer INähe gefühlt haben.

Ein Beobachter hat einst auf die in der Kapelle kniende weiße Gestalt aus
einem Hevolver einen scharfen Schuß abgegel>en. Sofort erlosch der Lichtschein
und verschwand die Geslalt, um Sekunden danach aufs neue zu erscheinen.
Die Steinslufen wiesen die Spuren des Geschoßaufschlages auf.

Den meisten Beobachtern bot die „weiße Frau" ein Bild unendlicher
Traurigkeit, das Bild einer armen Verstorbenen, der irgendein längst verflossenes
dunkles Ereignis keine Buhe im Grabe gönnt.

Es gelang, wie erwähnt, eine p h 0 t o g r a p h i s c h e Aufnahme des Phantoms
. Die Broschüre enthält eine Reproduktion. Die Photographie wurde von
Familienmitgliedern des Autors aufgenommen. Man stellte den Apparat an
einer Stelle auf, welche die „weiße Frau" damals fast täglich passierte, öffnete
abends den Verschluß und wartete in der Nähe auf die Erscheinung. Sie kam
denn auch um 10 Uhr nachts und ging an dem Apparat vorüber. Die War-


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