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Peter: Die weiße Frau von Schloß Bernstein im Burgenland.

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tenden berieten sich, den Verschluß zu schließen. Auf diese Weise erhielt man
einwandfrei das wohl einzig in der Welt existierende Bild der „weißen Frau".

Sehr interessant sind die vom Verfasser gegebenen Berichte der Augenzeugen
der Erscheinung. Ich muß den Leser auf das schöne Buch selbst verweisen
. Das sind einfache, schlichte Erzählungen gebildeter Menschen, die ohne
phantastische Ausschmückung schildern, was sie mit eigenen Augen sahen,

Leider ist es nicht gelungen, die Identität der „weißen Frau" festzustellen
. Im Bernsleiner Volksmund geht die Sage, daß sie die Gattin eines
ungarischen Großen gewesen sei, .eine Ausländerin. Ihr Mann habe sie schlecht
behandelt. Ein italienischer Edelmann habe mit der bildschönen Schloßherrin
•ein Liebesverhältnis begonnen und sie in Abwesenheit ihres Gatten öfters heimlich
aufgesucht. Der Kastellan verriet die Sache seinem Herrn, welcher das
Paar überrascht und den Verführer ersticht. Über das Schicksal der Gattin
weiß die Volkssage nichts. Sie sei seit jenem Abend verschwunden. Man vermutet
, daß sie Im Turmverlies geendet hat.

Ich bin überzeugt, daß in der Sage ein Kern der Wahrheit steckt, daß
nämlich die arme „Weiße" eines unnatürlichen Todes gestorben ist und mit
einer Schuld beladen in das jenseitige Leben trat. Auf dieser Grundlage läßt
sich die Erklärung des Phantoms konstruieren. Es ist ein dominierender Gedanke
, den die unglückliche Frau mit hinübernahm und der sich nun als
Monoideismus auswirkt. Traumartig denkt sie an die Stätte ihres irdischen
Lebens und Leidens zurück, sie wandelt in den Gängen des Schlosses und begibt
sich in die Kapelle, um am Altar Veizeihung zu erflehen. Vermöge der
plastischen Bildungskraft der magisch wirkenden Phantasie realisiert sich der
Bewußtseinsinhalt ihres Traumes. Die Abgeschiedenen objektivieren ihre Monoideismen
an dem Orte, wo ihre Gedanken weilen. Daraus erklärt sich auch,
wie du Prel bemerkt, das Traumhafte, Ilalbbewußte im Auftreten der Mono-
ideisierten, mag es sich nun um einen Nachtwandler handeln, einen Hypnotisierten
, einen Doppelgänger oder das Gespenst eines Verstorbenen. Dies ist
meines Erachtens die einzig befriedigende Erklärung des Phänomens der
„weißen Frau".

Weltanschauliches und Theoretisches.

Noch einmal die Leipziger Hellseherin.

Von Dr. phil. Otto Seeling, Berlin.

Ehe ich auf neue Arbeiten der Frau Hessel eingebe, möchte ich noch
folgende Bestätigung nachtragen.

„Im April wurden dem Landwirt Arthur Fischer, Queisau, vom Felde
2 S-Eggen mit Balken gestohlen.

Die Frau Hessel, Leipzig, wurde durch eine dritte Person zu Rate gezogen.
Sie konnte den Täter sowohl als den Weg so genau beschreiben, daß er überführt
werden konnte.


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