http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1929/0537
456
Der Täter wurde \om Amtsgericht Hohenmölsen bestraft, und Herr
Fischer kam wieder in den Besitz seines Eigentums.
Zetsch, im Oktobei 1928. gez. Albrecht, Oberlandjäger."
Nunmehr die neuen Fälle.
I.
Frau Hessel berichtete wie folgt: „Eines Tages kam der Bäckermeister Karl
Wiemann aus Rösa, Kr. Bitterfeld (Telephon Löbnitz 21) zu mir und teilte
mir mit, daß ihm ein größerer Geldbetrag abhandengekommen sei, vermutlich
gestohlen. Diese RM. 3oo.— hätten auf, bzw. im Schreibtisch gelegen. Ich
versetzte mich darauf in den Trancezustand. In diesem Zustande sah ich zunächst
zwei Frauen, nämlich die Frau des Bäckermeisters und eine andere Frau,
die sich Bücher entleihen wollte. Ich sah ganz deutlich die örtlichkeit vor mir,
hörte auch die richtigen Vornamen der beiden Söhne des Bäckermeisters erklingen
. Als die Frauen hinaus waren, erblickte ich einen jungen Menschen,
der erst in der Küche gesessen hatte und nun zum Schreibtisch schlich. Er
nahm das Geld an sich. Gleich nach beendeter Sitzung bestätigte mir Herr
Wiemann, daß ich die örtlichkeit sowie die Namen seiner beiden Söhne genau
angegeben hätte. Einige Zeit darauf wurde bei mir telephonisch angerufen.
Es war gerade mein Sohn im Zimmer, ich selbst war anderweitig beschäftigt.
Mein Sohn teilte mir bei meiner Rückkehr mit, daß ein Wachtmeister angerufen
und mitgeteilt habe, der von mir bezeichnete Täter hätte gestanden.'*
Ich bat Frau Hessel um eine Bestätigung dieser Mitteilungen. Darauf legte
sie mir folgendes Schreiben, versehen mit dem Stempel des Bäckermeisters
Karl Wiemann, vor:
Anerkennung! Rösa, den i4. 10. 1928.
Als mir ein größerer Geldbetrag — RM. 3oo.— gestohlen wurde,
wandte ich mich auf Empfehlung an Sie, Frau Hessel, und hatte es nicht
zu bereuen, denn dank Ihrer Angaben war es mir möglich, recht bald wieder
in den Besilz meines Geldes zu kommen.
Ich spreche Ihnen hierdurch meinen besten Dank aus und werde Sie
weiter empfehlen. (Stempel — keine Unterschrift.)
An Frau Hessel, Leipzig, Lindenauer Str. 3o.
"* (Richtige Adresse: Lindenthaler Str. 3o. — Anm. d. Verf.)
Frau Hessel erzählt weiter:
II.
„Eines Tages erschien bei mir eine Dame, begleitet von einem jungen
Menschen, in sichtlich nervösem Zustande. Dieser junge Mann war der Neffe
der Dame; ihm war eine Uhr vom Leibe gestohlen worden. Ich versetzte mich
darauf in den Trancezustand und sah ein Gasthaus. Dort erblickte ich einen
größeren Jungen, der die Uhr gestohlen hatte. Vom Gasthause aus ging ich
im Geist die Straße hinunter, dem bezeichneten Jungen nach. Die Straße
machte dann eine Senkung in die Tiefe, wo ein Haus stand, in das der Junge
ging. Ich folgte ihm. Ich sah das Haus mit allen Einzelheiten und betrachtete
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1929/0537