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Mattiesen: Die theoretische Problematik der Psychometrie. 623

setzen könnten. Dieser Gedanke erscheint phantastisch bis zur Sinnlosigkeit.
Er muß überdies (wie Bergmann sehr treffend hervorhebt) in der Praxis
die völlig willkürliche Voraussetzung machen, daß „von den zahllosen dem
imprägnierten Objekt anhaftenden Reizeindrücken nur gerade die für den
psychometrischen Zweck geeigneten auf das Medium einwirken und daß sie
sich in ihm — ausgerechnet! — zu den für den vorliegenden Zweck erforderlichen
Vorstellungs- und Empfindungskomplexen zusammenfügen" (73). Aber
auch abgesehen von diesen inneren Denkschwierigkeiten (um nicht zu sagen:
Undenkbarkeiten) widersprechen Einzelheiten der Versuche jener Grundannahme
sehr deutlich: das „Kneten", Drücken des Gegenstandes, das allenfalls
auf ein Herausholen der „Spuren" aus ihm deuten könnte und das
man zu diesem Behufe wohl fordern müßte, ist bekanntlich keineswegs die
Regel: der Gegenstand wird nicht selten überhaupt nicht berührt
(4o. 3., Pag. 12) oder nur ganz ,,leise" berührt (44), insbesondere das „Psycho-
metrisieren" von Lebenden (wie man wohl die Gabe bezeichnen kann, von der
bekanntbch Zschokke berichtete und von der sich auch in der Plaat-Schrift
Beispiele finden: 4. 83) geschieht für gewöhnlich durchaus ohne körperlichen
Kontakt. Darüber hinaus hören wir von Fällen, in denen der psychometrische
Gegenstand überhaupt nicht an dem geschauten und geschilderten
Orte gewesen war, sondern lediglich die Besitzerin desselben besuchsweise und
ohne den Gegenstand (99), ja auch von einem Falle, in welchem Frau Plaat
bei der psychometrischen Beurteilung eines Aktenstückes Angaben machte,
„die sich genau auf dasjenige Aktenstück bezogen, das nur kurz mit dem ihr
überreichten zusammengelegen hatte" (60). Solchen Vorgängen gegenüber
könnte man der Folgerung, daß zuweilen gar nicht gegenwärtige (also mehr
als „unberührte") Gegenstände „psychometrisiert4* würden, nur durch die
Annahme entgehen, daß physische Gegenstände bei Kontakt alsbald ihre „Aufspeicherungen
" in toto aufeinander übertrügen. Da wenigstens indirekt alle
Gegenstände der Welt in gegenseitigem „Kontakt" sind, so könnte man schließlich
gar zu der Annahme gedrängt werden, daß jedes begrenzte Teilchen der
Welt als. solches und unmittelbar die physischen Spuren oder parallelistischen
\equivalente der Allwissenheit in sich trage. Dies aber wäre entweder eine
mystische These >on un faßlicher Tiefe, oder die Ad-absurdum-Führung der hier
besprochenen Emanationstheorie. Ich glaube, sie wäre das letztere, und bin
der Meinung daß die physikalisch-physiologische Deutung der Psychometrie
ein für allemal als erledigt aus der künftigen Debatte ausscheiden sollte. Auch
Böhm, der sie in der Form der Annahme eines „psychischen Belags" vor Jahren
vertrat, hat sie bei genauerer Ueberlegung fallen lassen (76). Sie scheint mir
in der Tat durchaus dem Gebiete des halbklaren, nicht zu Ende geführten Denkens
anzugehören. -

Will man hiernach dem Gegenstande doch noch eine irgendwie physische
Rolle bei der psychometrischen Leistung zuschreiben, so kann ihm das Ganze
der Wissensübergabe nun nicht mehr zugeschoben wej$en; er kann vielmehr nur
noch, vermöge seiner objektiven Eigenschaften, die Vermittlung /wischen
dem Ps\chometer und irgendeiner wissengebenden Instanz nicht-


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