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744 Zeitschrift für Parapsychologie. 12. Heft. (Dezember 1929.)
Landschaft eine bestimmte Farbe annimmt, die sich bei einem andern Ton wieder
entsprechend verändert. Ein anderer Fall berichtet von Identifikationserlebnissen,
von dem Ereignis einer Unio mystica, im Anschluß an die hernach, beim Abklingen
des Rausches unmittelbar das „principium individuationis", das Ereignis
des sich als ein Unteilbares, eigenes und zugleich dem andern entgegengesetztes
Fühlens, erlebt wurde u. v. a. m. i
Das Buch ist begreiflicherweise noch nichts Endgültiges, es bringt, abgesehen
von einer außerordentlich gewissenhaften und sachlich-übersichtlichen Symptomatologie
und einer Uebersicht über die klinische Stellung, noch absolut keine
Lösung des Problems: was ist nun dieser merkwürdige Rausch und wie kommt
es, daß er Zusammenhänge aufweist mit Geisteskrankheiten? Haben beide eine
gemeinsame Wurzel, die jenseits des naturwissenschaftlich Nachweisbaren liegen
? Oder wird vielleicht — wie Beringer es hofft - einmal durch die
biochemische Forschung Licht in dies Dunkel dringen? Oder werden wir uns
auch hier begnügen müssen mit der Feststellung, es liege ein magischer Zusammenhang
vor? Eine Lösung des Problems in diesem Sinne lag auch gar nicht
in der Absicht des Autors. Es kam ihm auch nicht darauf an, die Sache ins
psychologische Gebiet hinüberzuspielen und sich über die „Erdentrückbarkeit der
Seele*' auszulassen — wie es von Hans Prinzhorn formuliert wurde, der über
seine Meskalinerlebnisse unter diesem Thema auf der Keyserlingtagung im vorigen
Jahr sprach. Hier liegen allerdings Möglichkeiten für weitere Versuche. Beringer
kam es darauf an, zuallererst einmal die Grundlagen exakt festzustellen und die
verschiedenen Symptome aufzuzeigen. Und hierin erfüllt das Buch voll und ganz
seine Absicht und kann als grundlegend für alle weiteren Untersuchungen über
den Meskalinrausch angesehen werden. Insbesondere kann die Bedeutung der
Tatsache nicht überschätzt werden, daß wir im Meskalin ein Mittel besitzen,
mit dem künstlich abnorme Seelenzustände hervorgerufen werden, die überdies
den Vorzug haben von der Versuchsperson auch selber kontrolliert zu werden.
Es ist für alle möglichen Forschungsgebiete ein noch nicht zu übersehendes
Gebiet eröffnet worden und bedeutsame Erkenntnisse dürften zu erwarten sein.
Dr. Walthari Dietz, Frankfurt a. M.
An unsere Leser! Am Ende des Jahres, das uns den schmerzlichen Verlust
unseres Führers und Beraters Freiherrn von Schrenck-Notzing brachte, können
wir mit Zuversicht feststellen, daß die Forschung sich machtvoll weiter entwickelt
, und daß das Erbe des Genannten, das wir zu bewahren und auszubauen
trachten, so gefestigt steht, daß keine künftige Zeit es je wird erschüttern können
. Zahlreich sind die neu auf den Plan tretenden Mitarbeiter a-n unserem
Werke, auf Monate hinaus sind wir mit vorzüglichen Arbeiten, auch von solchen
unserer altbekannten Autoren, versehen.
Wichtige und bedeutsame Publikationen stehen daher für die nächste Zeit
zu erwrarten. Nachdem wir die kritischen Aufsätze Lamberts gegen die Experimente
Bo/zanos in Millesimo, und Dr. Kröners gegen Bradley und Valiantinte
veröffentlicht haben, werden wir unsere Leser auch mit den Entgegnungen der
Angegriffenen bekanntmachen. Unser alter und verdienter Mitarbeiter General
a. D. Peter wird zugleich mit dem Schlußbericht über die Millesimo-Sitzungen
eine Verteidigung Bozzanos und des Schloßherrn in M. verknüpfen. Er wird
♦hierin unterstützt von unserem bekannten Mitarbeiter Dr. Zeller. Derselbe wird
auch die Verteidigung Bradleys aus dem Englischen unseren Lesern zugänglich
machen, an dessen echter Medialität er ebensowenig zweifelt wie der auf unserem
Gebiete erfahrene Künstler Florizel von Reuter, der gleichfalls zu Wort kommen
wird. Wegen der Fülle des vorliegenden Materials werden wir die Hefte nötigenfalls
auch im Umfange vergrößern.
Wir bitten daher unsere Leser auch weiterhin um ihr Interesse und Unterstützung
. Schriftleitung und Verlag.
■V Das Register zu diesem Jahrgang 1929 kann aus technischen Gründen,
erst dem Januarheft 1930 beigefügt werden.
Der Verlag sieht sich gezwungen, einzelne Mitarbeiter dringend zu bitten
sich kürzer zu fassen. Bei den hohen Herstellungskosten müssen sonst andere
wichtige Arbeiten zu lange ruhen.
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