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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1930/0049
Lipschitz: Eine kosmobiologische Hypothese. 33

Arterie, als die es herangekommen ist, zurück und verschwindet neben dieser
in paralleler Bahn wieder in die gleiche, unerrechenbare Ferne. In jenen
kosmischen Bahnen, die eine zwar merkwürdige, aber wohl nur zufällige Aehn-
lichkeit mit richtigen Blutgefäßen haben, kreist — gewiß nicht seit gestern —
ein nie versiegender Strom von Materie, vor allem Eisen, Eisen, Eisen, wie zufällig
auch im Blut des Menschen, daneben Magnesium, Calcium, Natrium,
Kohlenstoff, Sauerstoff, Wasserstoff und vieles andere, was allerdings auch ganz
ähnlich — man sollte es immerhin einmal ganz genau vergleichen — im
menschlichen Blut zu finden ist. Indessen, das kann ja Zufall sein, selbst
wenn wirklich genaue Untersuchung weitgehende Aehnlichkeit der Zusammensetzung
erweisen sollte; denn schließlich ist alle lebendige Kreatur doch aus
denselben kosmischen Stoffen zusammengesetzt wie der physikalische Kosmos
selbst. Daß allerdings gerade Eisen auch hier, so wie im menschlichen Blut, eine
so hervorragende Rolle spielt, ist immerhin ein klein wenig auffallend, aber
es gibt so viele auffällige Dinge, und bei näherem Zusehen steckt doch nichts
dahinter. In den wie Blutgefäße sich ausnehmenden und in den Elementen
jedenfalls blutähnliche Materie führenden Bahnen kreisen — das ist nun freilich
doch wieder ziemlich merkwürdig — gewisse geformte, kernhaltige Elemente
, nicht viel zwar, aber immerhin mit den nur teleskopisch wahrnehmbaren
zusammen in jedem Jahrhundert eine ganz stattliche Anzahl. Diese kernhaltigen
Elemente, die der Astronom Kometen nennt, verlaufen akkurat in denselben
Bahnen — beinahe wäre man versucht, von kosmischen Blutbahnen zu sprechen
— wie die Meteoriten. Denn auch sie kommen aus der gleichen, weiten
Ferne und verschwinden wieder dorthin, nachdem sie in parabolischer Bahn
im „Meteoritengefäß" dahingezogen sind, etwa so wie die weißen Blutkörperchen
des tierischen Blutes ihres Weges ziehen. Ja, sie haben wie jene — vermutlich
wieder ein Zufall — die verschiedenste Größe und Gestalt, verändern ihre
Form auch wie sie, strecken wie sie veränderliche Fortsätze aus, ja, wandern
zum Teil — das ist nun freilich ein ganz toller Zufall — ganz so wie Leukozyten
aus ihren Bahnen aus, begeben sich zwischen die Einheiten, die „Zellen" sozusagen
des ganzen Komplexes, werden, wie sich der Astronom gern ausdrückt,
von diesen Zellen eingefangen und geistern dann als sogenannte periodische Kometen
hier eine geraume Zeit in Bahnen, die nach Gravitationsgesetzen, nach'
Gesetzen des Elektromagnetismus gut berechenbar sind, umher, um allerdings
schließlich nach einigen kosmischen Sekunden, Minuten, vielleicht erst Stunden
spurlos zu verschwinden, wie das Leukozyten gerade so zu tun pflegen.
Oft genug bestreichen sie, wiederum wie jene, mit ihren veränderlichen Fortsätzen
einzelne Zellen des Zellkomplexes, durchaus nicht alle dieselben, weiß
Gott warum; vielleicht — aber das wäre wohl töricht zu glauben — aus ähnlichen
Gründen wie Leukozyten, wenn sie ihre Fortsätze ausstrecken, etwa um
einzelnen Zellen irgend etwas Geheimnisvolles zuzubringen, dessen sie möglicherweise
bedürfen, oder gar am Ende, um Trümmer des Stoffwechsels, Abfälle
, tote Reste wegzuräumen, ja, wer kann es sicher sagen, um sich gelegentlich
auf eine abgestorbene Zelle, einen toten Mond zu stürzen und ihn zu zertrümmern
, so daß seine Trümmer noch einige kosmische Minuten, Stunden,

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