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Zeitschrift für Parapsychologk. 1. Heft. (Januar 1930.)
einen Reflex dieser Vorstellungen und Empfindungen in uns zu sammeln,
sie in uns wiederspiegeln,
das allein scheint der Sinn unseres Daseins zu sein, der Sinn einer unendlich
lang erscheinenden Phylogenese, die eine Spermiogenese des sichtbaren Kosmos
genannt werden darf.
Aus einer Vergangenheit von vermutlich vielen, vielen Millionen Jahren,
über die ein schwer durchdringbares Dunkel gebreitet ist, kommt der Mensch
heraufgestiegen, ahnungslos schlendert er seines Weges, stolz schon auf sein
bißchen in wenigen kosmischen Sekunden erraffte Erkenntnis, die kaum erst
recht den Raum seines Sonnensystems umfaßt, sich weise dünkend, weil er Auto,
Flugzeug und Rundfunk erfunden, unbewußt des Zieles wandert er in ihm
unbekannte Ferne, zu schieben glaubend und doch selbst geschoben, jeder einzelne
mit zahllosen, unsichtbaren Fäden an seinen Kosmos gehaftet, mit elektromagnetischen
Fäden, Fäden der Physik oder — denn es ist dasselbe, nur in
andere Worte gekleidet — Fäden der göttlichen Vorsehung, Fäden der kosmischen
Seele.
IL
Die hier entwickelte kos>mobiologische Hypothese geht \on der deskriptivanatomischen
Betrachtung und Vergleichung des Makrokosmos und des Mikrokosmos
der lebendigen Kreatur aus und stützt sich auf Analogieschlüsse. Dagegen
läßt sich nun allerhand einwenden, nur das darf nicht gesagt werden,
daß die Methode der Vnalogieschlüsse unbedingt zu verwerfen sei. Gerade
in der xistronomie hat sie, wenn ich nicht irre, Kepler nicht unerhebliche
Dienste geleistet; denn, soviel mir bekannt, ist der Analogieschluß, daß, weil
der Planet Mars eine elliptische Bahn hat und die übrigen Planeten in vielerlei
wichtigen Beziehungen dem Mars ähneln, auch diese wahrscheinlich sich in
Ellipsen um die Sonne bewegen, für Kepler ein Anstoß zur Aufstellung seiner
Gesetze gewesen. Daß die Fixsterne Sonnen sind, weil sie ein Spektrum haben
wie diese, ist letzten Endes nichts weiter als ein Vnalogieschluß. Denn dort
gewesen ist niemand. Auch Undulationstheorie und Elektronenlehre sind
Analogieschlüsse, welche unmittelbarer Wahrnehmung zugängliche Vorgänge
in allerkleinste, nur mit dem geistigen Auge zu schauende Dimensionen übertragen
. Etwas anderes wird auch hier nicht verlangt: die großen, kosmischen
Vorgänge sollen in mikroskopischen Dimensionen geschaut werden und umgekehrt
die mikroskopischen der lebendigen Kreatur in den Dimensionen des
Kosmos. Dann soll einfach verglichen werden, wo Analogien vorliegen. Sind
solche in weitgehendem Maße vorhanden, so weitgehend, daß Zufall ganz unwahrscheinlich
oder gar ausgeschlossen erscheint, so wird der gesunde, sich
ganz auf seine fünf Sinne verlassende, noch auf keine Weltanschauung oder
philosophisches System festgelegte Menschern erstand hier dieselben Gesetzmäßigkeiten
, Identitäten anzunehmen geneigt sein, die er anstandslos akzeptiert
, wo er weitgehendste Analogien zwischen Wellenvorgängen ponderabler
Materie und elektromagnetischen Vorgängen sieht. Ja. während es sich dort
auf der einen Seite um Bewegungen des überhaupt nicht wahrnehmbaren,
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