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Lipschitz: Eine kosmobiologische Hypothese.
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welche Weise — zu lesen vermögen. Daß die normale Vorstellung1), die wie
die Empfindung stets ihren Sitz dort hat, wo sie lokalisiert wird, so sehr schwer
lesbar ist, hat abgesehen von ihrer gegenüber der medialen Vorstellung wesentlich
geringeren sinnlichen Lebhaftigkeit, abgesehen von der Blässe und ätherischen
Durchsichtigkeit der Schrift, in der alle Vorstellung einschließlich der
medialen geschrieben wird, vielleicht zum Teil auch darin seinen Grund, daß
der normale Mensch gewöhnlich, wofern er sich nicht besondere Mühe gibt,
seine Vorstellung nicht oder nur unscharf im Raum lokalisiert. Eine solche
Lokalisierung ist aber nach physikalischen Gesetzen zur Materialisation unerläßlich
. Denn Emission selbst ist nicht sichtbar, nur wo sie Vom Raum verschluckt
, absorbiert, lokalisiert wird, muß sie zur Materie werden.
In besser lesbarer Schrift — und zwar immer wieder mit den physikalischen
Energien des Eiweißes geschrieben — materialisieren regelmäßig gewisse
Tiere ihre Vorstellungen. Denn was ist das Netz der Spinne anderes als
ihre in den Elementen des Eiweißes in den Raum geschriebene, materialisierte
Vorstellung, eine Vorstellung, die seit Millionen Generationen vermutlich vererbbarer
Besitz geworden ist?
Ganz klare Antwort wird die Frage nach der Materie, in der Vorstellung
geformt wird, «und die nach den verschiedenen Stadien des Materialisationsvorgangs
erst in dem Augenblick finden, in dem das Problem des "Welläthers, das
de* Protoplasmas, das des Eiweißes sowie das ihrer gegenseitigen Beziehungen
gelöst sein werden. Soviel scheint jedoch aus der biologischen Betrachtung des
Kosmos schon heute sich als fast zwingende Folgerung zu ergeben, daß die Beziehungen
aller dieser Probleme untereinander und ihre gemeinsamen zum
Problem der mediumistischen Materialisation und dem der kosmischen Nebel
*) Die These der immanenten Philosophie, daß alle unsere Empfindungen,
auch unsere Gesichtsempfindungen, stets dort ihren Sitz haben, wo wir sie lokalisieren
, hat zwar alle Denkgewohnheit und herrschende physikalische Auffassung
gegen sich, aber alle Logik und die*, hier entwickelte, physikalische Anschauung
vo n Lichtvorgang bei der LichtempJndung für sich. Was für die Empfindung gilt,
trifft aber in gleicher Weise für die Vorstellung zu, vorausgeset/t daß man
unter Vorstellung nicht das Eiinnerungsbild, das im Qehirn seinen Sitz hat, sondern
das Vorgestellte versteht. Auch das Vorgestellte oder, wenn man lieber will,
die vorgestellte Empfindung sitzt stets dort im Raum, wohin es (b/vv. sie) durch
den Vors.ellungsvorgang eben gestellt wird. Es sit/t so sehr dort, daß es im Falle
der lebhaften medialen Vorstellung, sofern sie sich im Stadium der leuchtenden
Materialisierung befindet, im Dunkelzimmer gesehen und photographiert werden
kann, es silzt so sehr dort, daß es im Stadium der Materialisierung als Teleplasma
blaß gesehen, deutlich gegriffen uid wahr und wahrhaftig unter das Mikroskop
gelegt werden kann, es sitzt .endlich so sehr dort, daß es im Stadium der noch
staireren Materialisation zwar nicht mehr gesehen wird, da es keinerlei Energien
aus dem für das Auge wahrnehmbaren Teil des Spektrums in diesem Stadium
absoibiert und so gläsern durchsichtig ist wie der nicht wahrnehmbare, neuerdings
gar fast geleugnete Weltäther, aber recht derbe gefühlt werden kann und
Ch'fti^en auszuteilen vermag. An alledem ist nach zuverlässigsten Berichten nicht
zu zweireln. Es fügt sich auch durchaus — wie in der Arbeit „Elektromagnetismus
— die Welt der Vorstellungen und Empfindungen" gezeigt wird — in das
theoretisch zu Erwartende ein, ohn,e auch nur im geringsten zu irgendwelchen
physikalischen Gesetzen in Widerspruch zu treten. Wenn die Physik des Protoplasmas
besser gekannt sein wird als heute, wird es vermutlich niemand mehr
unglaublich finden.
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