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Lipschitz: Eine kosmobiologische Hypothese.
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senken zu können, um von hier einen Weg, der stark zentrifugal sonst nur einmal
im Leben, nämlich bei der Embryonalentwicklung, gegangen wird, späterhin
dagegen vorwiegend1) in zentripetaler Richtung als Träger der Vererbung aller
Erinnerungsbilder von der Masse der eigenen Glieder dient, nochmals wie in der
embryonalen Zeit zentrifugal zu beschreiten 2).
Da> Großhirnbewußtsein, Sitz der Willensfreiheit, der Intelligenz (in Wirklichkeil
sind, wenn Intelligenz und zweckmäßiges Handeln identisch gesetzt
wird, nur die unbewußt, maschinenmäßig funktionierenden Zentren intelligent,
und die Großhirnrinde, an deren Bau Selektion noch stark arbeitet, ist von
allen nervösen Zentren gerade das einzige, das noch Freiheit zu unintelligentem
, unzweckmäßigem Handeln hat) tritt bei Medien auf sonst in dieser Richtung
nicht beschreitbaren Wegen mit den normalerweise dem Willen absolut
unerreichbbaren, vollendet zweckmäßig arbeitenden, alten Sympathicuszentren in
Verbindung, und so trägt jede Leistung der medialen Materialisation das Gepräge
der Intelligenz oder — meistens — Unintelligenz der medialen Großhirnrinde
.
Wenn es möglich ist, von einzelnen Sympathicusganglien, Gangliengruppeu
oder Geflechten embryonale Neuschöpfungen ganzer Segmente und Glieder
immer wieder geformt mit den allein der Vorstellung zur Verfügung stehenden
, physikalischen Energien des Protoplasmas — in Szene zu setzen, so muß
es, sofern die Sympathicustheorie in der gedachten Form richtig sein sollte,
auch gelegentlich zu einer passageren Verdoppelung der gesamten Persönlichkeit
durch Vorstellung als einer vom Sympathicusgehirn, also von der Keimdrüse
aus direkt dirigierten Materialisation kommen können, so daß die Berichte
über solche Verdoppelungen durchaus nicht unbedingt unwahr zu sein brauchen.
Die Sympathicustheorie ist einstweilen nur eine Hypothese; sie wird sich vermutlich
mit nicht allzu großen Schwierigkeiten experimentell am sich entwickelnden
Tier nachprüfen lassen. Es ist hier nicht beabsichtigt, jalles anzuführen
, was an ne.uropathologischen«, Erfahrungen über den Zusammenhang von
Sympathicus und Trophik des Körpers schon heute bekannt ist und «bereits jetzt
zugunsten der Hypothese ins Feld geführt werden könnte, es ist auch hier nicht
!) Es muß, da ja auch der Sympathicus Achsenzylinder führt, in Ueberein-
stimmung mit den oben entwickelten Anschauungen von der Funktion aller
Achsenzylinder angenommen werden, daß eine gewisse zentrifugale Leistung,
Energien vorstellende Funktion (zentrifugal immer vom Sympathicushirn, der
Keimdrüse aus gesehen) dem normalen Sympathicus auch im späteren Leben
zukommt, wahrscheinlich eine gewebstonisierende, segment-, organ-, gliedtoni-
sierende. Es gibt eine Reihe von Erscheinungen im Bereiche der Medizin, der
Herzpathologie, der Neuropathologie eigentlich überall in der Medizin, die eine
solche Deutung gut vertragen, nicht nur die Ausfallserscheinungen im Klimakterium
und nach Kastration.
2) Der Neigung, die physikalischen Medien als zentrifugale, als Vorstellungsmenschen
zu bezeichnen, einer Neigung, die leicht auftreten kann, da bei ihnen
die zentrifugale Leistung das zunächst in die Augen springende ist, muß widerstanden
werden. Denn jede übernormale zentrifugale Leistung hat eine übernormale
zentripetale Empfindungsfähigkeit zur Voraussetzung, ist von ihr begleitet
wie der elektrische Vorgang vom magnetischen. Materialisierung — ohne Lokalisierungsvermögen
nicht denkbar — setzt eine in den Raum reichende Empfindungsfähigkeit
absolut voraus.
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