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Lipschitz: Eine kosmobiologische Hypothese.
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mutlich dem biologischen Begriff der Reife entspricht). So wird auch die.
magnelischt Energie dieser kompliziertesten und edelsten aller Kristallmoleküle
, welche die Sonnensysteme dieses kosmischen Abschnitts darstellen, im
Laufe der Jahrmillionen immer mehr und mehr zunehmen müssen, und je
älter, je reifer dieses Sonnensystem wird, je mehr es verglüht und erkaltet,
je kristallinisch starrer es wird, um so glänzender wird der Fixsternhimmel
erstrahlen müssen und wird schließlich in ewiger Nacht und in unausdenkbarer
Schönheit vor den Augen (den Zentriolen? —) der allerdings ganz anders
organisierten, selbst kristallinischer gewordenen, phylo- bzw. spermiogenetisch
zur Reife gelangten Bewohner des Systems ausgebreitet liegen müssen. Alles
dies auf den Mikrokosmos der lebendigen Kreatur übertragen, gestattet ein
anschauliches Bild vom Vorgang der Vererbung zu schaffen. Auch der Keim
sieht in seine Zellenwelt hinein bis in jegliche Zelle auf Sympathikusbahnen.
Diese Zellenwelt ist sein Fixsternhimmel, dessen Gestirne mit ihrer Vorstellung
aufblitzen und verlöschen, ein Wunderwerk, in seiner Feinheit unbegreiflicher
fast als das des Makrokosmos. Das dem Sympathikussystem eng vergesellschaftete
Blutgefäß- und endokrine System übernimmt die Vererbung des
Charakters. Hier wird das Studium der Meteoritenerscheinungen oder, besser
gesagt, das Studium aller in den Meteoritenbahnen kreisenden Materie
— denn mit den Meteoriten allein ist es gewiß nicht getan — allmählich einen
guten Weg zum Verständnis eröffnen.
Nur eines noch mag hier erwähnt sein, was allerdings dep-a Astronomen
und Physiker sehr wehe tun muß, da es, wenn es wahr wäre, alles astronomische
und physikalische Denken \on heute über den Haufen werfen würde, ohne
jedoch mit irgendwelchen physikalischen Gesetzen mehr als nur scheinbar
und auf den ersten Blick im Widerspruch zu stehen, während es von biologischen
fasl gefordert wird: Wenn wirklich der sichtbare Kosmos ein lebendiger
Organismus ist, wenn er irgendwie ähnlich gebaut ist wie die uns bekannte
lebendige Kreatur, gar menschenähnlich oder wie ein Wesen, das noch über
den Menschen hinauszeigt (wobei es zweifelhaft bliebe, ob nicht der Mensch
in der weiteren phylogenetischen Entwicklung denselben Weg gehen wird),
wenn endlich dieses Sonnensystem ein Zellkomplex der kosmischen Keimdrüse
ist, dann müßte allen Ernstes, da die uns bekannten, höher organisierten Kreaturen
zwei Keimdrüsen haben, die Frage aufgeworfen werden, ob nicht die
Welt, die wir wahrnehmen, nur die eine Hälfte des zu uns gehörigen Kosmos
ist, ob nicht eine spiegelbildlich gleiche existiert, die unserer Wahrnehmung
entzogen ist. weil keine zentripetalen Bahnen hinüberführen, ob nicht die hoch-
komplizierten, höchst asymmetrischen Kristallmoleküle, die Riesenmagneten
der Sonnensysteme, in jener anderen, uns unsichtbaren Hälfte anseres Kosmos
ihre enantiomorphen Gegenstücke haben, deren planetarische Riesenelektronen
in entgegengesetzter Richtung zirkularpolarisierend um ihre Sonnen schwingen
und um ihre Achsen rotieren.
Phantasien? Mag sein. Aber gewiß nicht ganz ins Blaue, in die Luft, in
den Aether gebaute wie die der Medien, die, kaum geformt, schon wieder
mit ihrer Vorstellung zerrinnen. Sondern doch wohl solche mit recht derb-
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