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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1930/0075
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man möchte sagen: glücklicherweise, für normale, nicht hellsichtige Sinne verborgen
bleibt, aber vielleicht für sehr feine elektromagnetische Meßinstrumente
nicht ewig verborgen bleiben wird). Im Falle der erst noch sicherer
als existent, als echt zu erweisenden Spontanphänomene würde an Stelle der
menschlichen Vorstellung die Vorstellung, der Traum, die Erinnerung der
kosmischen Seele treten. Solcher Träume, Schäume, Schatten abgeschiedener,
einstiger Wirklichkeiten, solcher Erinnerungen und immer wieder auftauchender
Vorstellungen, solcher in unsichtbarer oder schwer lesbarer Protoplasmaschrift
geschriebener Unsterblichkeiten sozusagen, Unsterblichkeiten nicht nur
für die Daseinsdauer des betreffenden Organismus (die im Falle des inakro-
kosmischen nicht zu verachten ist), sondern, wie Psychoanalyse, Traumforschung
, die Tatsachen der urtümlichen Bilder, der mitgebrachten Komplexe,
der Kollektivträume zu beweisen scheinen, oft genug Unsterblichkeiten über
das Individualdasein des betreffenden Zellenstaates hinaus, vom Gedächtnis,
von der Mneme des unsterblichen Keimplasmas vererbt über zahllose Generationen
der Deszendenz, von der Individualseele rekapituliert gleichsam nach
einem biogenetischen Grundgesetz der Seele (parallel oder identisch mit dem
Iläckelschen, für den Leib gültigen) — solcher Unsterblichkeiten, solcher
Träume spuken in jedes Menschen Seele und vermutlich in der Seele alles.
Lebendigen genug herum; sie führen dort ein scheinbar eigenes Leben, ohne
doch — auch dies hat uns Freud gelehrt — vom Ganzen der Seele losgelöst
zu sein. Sollen die „Seelen der Abgeschiedenen", von denen gerade im Zusammenhang
mit jenen Spontanphänomenen vielfach gesprochen wird, in solchem
Sinne verstanden werden, d. h. als Träume der kosmischen Seele — oft
vielleicht unsichtbar und vielleicht nur, wenn sie lebhaft sind, sichtbar in den
Aether, das Protoplasma des Kosmos, hineingeschrieben —, so würde,, immer
vorausgesetzt, daß wirklich derartige Phänomene einwandfrei nachgewiesen
werden können, auch eine naturwissenschaftlich-rationalistische Einstellung,
wie sie hier eingenommen wird, kaum etwas dagegen einzuwenden haben, liier
eröffnet sich vielleicht ein Weg zur Versöhnung, Verschmelzung ernsthafter
spiritistischer und nalurwissenschaftlich-animistischer Anschauungen, und vielleicht
wäre, was dann noch übrig bliebe, nicht sehr viel mehr als ein terminologischer
Streit, ein Streit um Worte, wie übrigens im Lichte der kosinobiolo-
gischen Hypothese, die in dem uns wahrnehmbaren Kosmos einen in *ich geschlossenen
, beseelten Organismus, in der gesamten kosmischen Physik die von
innen her nach außen gesehene Tätigkeit seiner lebendigen Seele erblickt
(der einzige Fall unserer unmittelbaren Erfahrung, wo wir auf das beseeltei
lieben von dieser Richtung her schauen), auch der ganze Streit zwischen denn
psychophysischen Parallelismus einer dualistischen Weltanschauung und den
monistischen Identitätsphilosophien — monistischer Materialismus und monistischer
Spiritualismus --im wesentlichen zu einem Streit nur um Worle
zusammenzuschrumpfen scheint.


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