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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1930/0082
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Zeitschrift für Parapsychotogfc. 1. Heft. (Januar 1930.)

suchspersonen erworben und dann dieselben immer schärferen Kontrollen,
unterworfen haben, ist es zu danken, wenn heute die Parapsychologie auf
gesicherter Basis steht.

Und nun erst fängt die Kritik an, positive Seiten zu zeigen: Nachdem eine«
systematische Ilervorbringung parapsychologischer Phänomene bei geeigneten
Versuchspersonen ermöglicht worden war, nachdem so klar wie möglich diese
Phänomene aus zweifelhaften Bestandteilen herausgeschält worden waren,
konnte die Kritik fördernd eingreifen: Jhr ist es zu verdanken, daß die Methoden
der Beobachtung heute derart lückenlos erscheinen, daß, wenn wirklich
nach diesen Methoden gearbeitet wird, gar kein Zweifel über die Natur der
Phänomene herrschen kann.

Wenn nun aber die Methoden nur ungenügend angewendet werden, hat
dann die Kritik ein Hecht, die Natur allfällig beobachteter Phänomene zu
beurteilen? Ich bestreite das auf das bestimmteste. Wohl hat
sie die Pflicht, mit aller Schärfe darauf hinzuweisen, daß die Bedingungen
nicht den Anforderungen entsprachen, die eine eindeutige Feststellung erlauben
. Die Kritik hat recht, wenn sie darauf hinweist, daß derartige Versucihc
nicht hinreichen, um der Parapsychologie als sichere Grundlage zu dienen.
Sie mag den wissenschaftlichen Wert solcher Versuche überhaupt bestreiten.
Aber sie muß dann auch zeigen, wo die Schwächen und Lücken liegen. Nicht
im Sinne einer Verurteilung, sondern im Sinne einer Aufforderung, die fest-
gesetllten Fehler auszumerzen.

Unsere Zeitschrift hat im verflossenen Jahr mehrfach versucht, in diesem
Sinne zu einer kritischeren Würdigung einzelner Fälle zu gelangen. Es ließ
#sich nicht vermeiden, daß im Eifer des Gefechts ungewollte Schärfe da und
dort verwirrend und verletzend wirken mußte. Vor allen Dingen liegt die
Gefahr nahe, daß eine zu weit gehende Kritik, besonders wenn sie das nötige
Wohlwollen vermissea läßt, Gegenäußerungen veranlaßt, denen man den
Abdruck nicht wohl verweigern kann, woraus schließlich eine endlose Kontroverse
entsteht, da jeder ein Hecht auf das letzte Wort zu haben glaubt.

Die Kritik ist eine scharfe Waffe, die mit außerordentlicher Umsicht
und absoluter Präzision gehandhabt werden muß, wenn sie nicht heillose Verwirrung
anstiften will. Die wichtigste Frage, die sie zu entscheiden hat, ist
cXe, ob ein Bericht für weitere Forschungen als Grundlage dienen kann oder»
nicht. Eine erste Sichtung in diesem Sinne sucht ja bereits die Schriftleitung
durchzuführen. Immerhin wird manches zum Abdruck gelangen, was nicht
mit hundertprozentiger Sicherheit festgestellt ist. Auch solche Berichte haben
ihren relativen Wert. Dennoch stehe ich auf dem Standpunkt, daß die parapsychologische
Wissenschaft nur das absolut einwandfreie und klar festgestellte
Material verwenden darf, um weitere Schlüsse und Verallgemeinerungen
gesetzmäßige Art darauf zu bauen.

Und das ceterum censeo: Wichtiger als Kritik aus erster oder gar zweiter
Hand ist eigene positive Arbeit, eigene Beobachtung, Ausbau der Experi-
Imenlalmethoden und der Versuch, aus den bisher gewonnenen Hesultaten allgemeingültige
Erkenntnis zu gewinnen. *


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