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Kleine Mitteilungen.
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sieht geändert hätte und bitter die unüberlegte Leichtfertigkeit beklagt hätte,
mit welcher er den Nächsten anklagt. Es ist wahr, daß er seine Haltung mit
der Bemerkung verteidigt, daß ohne volle Freiheit der „Diskussion*4 eine wissenschaftliche
Debatte über die paraphysischen Phänomene nicht möglich sei.
Sehr richtig, deshalb erinnere ich ihn, daß ein wissenschaftlicher Kritiker
nicht nur das Recht hat, dies zu betonen, sondern auch Pflichten zu erfüllen.
Unter letzteren ist es vor allem jene die Teste nicht zu fälschen. Die elementarsten
Grundsätze der Gerechtigkeit legen jedem Kritiker die Pflicht auf,
die Reihe der Tatsachen, welche er analysieren will, wenigstens aufmerksam
zu lesen und und sie zu durchdringen, bis er sicher ist, nicht gegen jemand
Anklagen und schwere Verdächtigungen zu schleudern, welche mit den Tatsachen
unvereinbar, willkürlich, phantastisch und absurd sind. Dies aber hat
Herr Lambert getan, der mit unbesonnener, streng zu tadelnder Leichtfertigkeit
gehandelt hat. Ich beschränke mich für jetzt darauf, ihn daran zu erinnern
, daß die Wissenschaft nicht das Recht verleiht, den Nächsten ungestraft
zu verleumden." --
P. S- Jeder Leser der Z. f. P. ist nun in der Lage, sich selbst ein Urteil
zu bilden. Bozzanos Versuche in Millesimo findet er im Juliheft 1928, im
Juliheft 1929 und im Januarheft 1980 der Z. f. P. Auch nach Bozzanos neuen
Ausführungen werden manche mit mir glauben, daß meine Kritik (Z. f. P.,
Augusl 1929 und Januar 1980) zu Recht besteht*); andere wieder werden Bozzano
folgen. Dies muß jeder mit sich selbst ausmachen. Jedenfalls haben wir Herrn
Dr. Sünner zu danken, daß er beide Parteien vorurteilslos zu Wort kommen ließ,
in der versöhnenden Ueberzeugung, daß beide der wissenschaftlichen Wahrheit
zu dienen glauben. B. L a 111 b e r t.
Kleine Mitteilungen.
Auswirkungen des Spukfalles in Charlottenburg.
Wir haben unsere Leser bereits unterrichtet über die Ausschlachtung dieses
Spuks durch die sensationslüsterne Boulevardpresse. In einzelnen Blättern bestiegen
sogar die Hausdichter den Pagasus, das Gedicht „In Berlin spukfs" wurde
aus einer Berliner Zeitung in ein Kölner Blatt übernommen, was es eigentlich
wegen seiner albernen und höhnischen Fassung nicht verdiente. Ein anderes Berliner
„Lied von Lüde" aus einem Abendblatt war harmlos, humorvoll.
Nun kündigt eine Berliner Künstlervereinigung für den Februar einen Ball in
der Philharmonie an, auf dem unter Beiseitelassung des bisher üblichen Brimboriums
„Spukphänomene" eine Rolle spielen sollen, getreu Goethes Wort „Und
dennoch spukts in Tegel"! Der Berliner Rundfunk übertrug am Sonnabend, den
4. Januar, eine lustige literarische Hörfolge aus Leipzig: „Wann hat es zum letzten
Male bei Ihnen gespukt?" *
Nach diesen heiteren Zeichen der Zeit noch eine ernstere Meldung. Ich
erhielt am 4. Januar den Besuch eines Polizeibeamten in Zivil, der mich bat, von
einem Schreiben Kenntnis zu nehmen, etwa folgenden Inhalts: Main habe höheren
Ortes durch die Zeitungen von den Spukvorgängen Kenntnis erhalten. Da nun
hier eine Reihe von Anfragen auswärtiger Behörden einliefe, was an den Vorkommnissen
wahres daran sei, bitte man die an den Untersuchungen beteiligten
Aerzte {eine Reihe von diesen war namentlich aufgeführt) um Aufklärung, ob sie
diese Dinge für Betrug hielten. Ich übergab dem Beamten zur Weiterleitung das
l) Mr. Besterman, Herausgeber des S. P. R. Journals urteilt wie ich (Journ al
1930 S. 10-14); ähnlich die Revue Metapsychique (1929, S. 575 und 584). L.
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