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Kindborg: Eki überwältigendes Apportphänomen.

flussung nach Möglichkeit zu verhindern. Unter allgemeinem Schweigen schrieben
immer zwei (auch mehr) andere Teilnehmer, darunter der Referent, mit, und
erst in größeren Abschnitten während der Pausen wurde das Aufgezeichnete
zur allgemeinen Kenntnis genommen. Da Interpunktion nicht vorgesehen war,
war es oft nicht leicht, die Sätze, mitunter sogar die Worte, voneinander abzugrenzen
. Während des Schreibens kam das anfangs in der Regel sehr angeregte,
mitunter geradezu lachlustige Medium allmählich immer tiefer in Trance. Jede
spiritistische Aufmachung, selbst die sonst gewohnte Musik, fehlte. Bei Eintritt
des Trancezustandes oder wenn es diesen herannahen fühlte, pflegte das Medium
seinen Platz am Tisch zu verlassen und einen abseits stehenden Klubsessel oder
eine Chaiselongue aufzusuchen, da die Art des Trancezustandes, bei dem größte
motorische Unruhe mit völliger motorischer Erschlaffung wechselte, ein Verbleiben
auf gewöhnlichem Stuhle oder in der Handkette, obwohl letzteres unsrerseits
immer wieder angestrebt worden war, nicht zuließ. Aus der bequemen Ruhelage
erfolgte dann häufig eine mündliche Ergänzung des Geschriebenen oder die
Mitteilung sonstiger visionärer Eindrücke.

Was an diesem Tage auf der PlancheUc geschrieben wurde, war merkwürdig
genug. Anknüpfend an den Traum kam der volle Name des vorhin nur
mit dem Vornamen Benannten und zur Bestätigung eine Fülle von Einzelheiten
aus seinem Leben, die auch den beiden Redakteuren völlig unbekannt waren.
Ich bin auf den Einwand vorbereitet, daß. sie diese früher gewußt, aber vergessen
hätten. Doch ist dies angesichts der zum Teil auch später noch hinzugekommenen
Einzelheiten, die erst mit Hilfe einer noch lebenden Tochter
des Verstorbenen, teilweise überhaupt nicht mehr festgestellt werden konnten,
abzuweisen. Um all diese Dinge zu wissen, hätte jemand mit der Familie auf
das engste vertraut sein müssen. Ich bringe die Niederschrift auszugsweise unter
Weglassung der persönlichen Dinge wörtlich:

„Brüder und Schwestern Segen dieser Stunde Euch im Raum---Wasser

ich Euch bitte Getränk--2 Samstage von hoher Warte mir gewährt--

Tritt zu Euch ich erbat damit Ihr Verstehen Verzeihen könnet--Mahnung

bestätige mit Dokument — — Schublade leere — — Glaubet an den Erdenbruder
... straße ... (Straßenbezeichnung und Hausnummer von mir weggelassen
) — — 2 mal Eure Stätte betrete ich November — — Wasser trinket
alle bald--Zimmer einstellet dunkel--Geduld ein wenig habet."

Hierzu einige Bemerkungen: Die eigentümliche Ausdrucksform und Wortstellung
kehrt in den meisten Planenettenschriften meines Mediums wieder. Eine
Satzbildung, die ohne Rücksicht auf grammatikalische Regeln und Verbindungen
d£ Worte nach ihrer Wichtigkeit ordnet. Etwa so, wie das Radebrechen eines
Negers wiedergegeben zu werden pflegt: „Massa nicht machen das." Ich habe
mir d;ese Eigentümlichkeit lange nicht erklären können. Hat doch das Medium
im gewöhnlichen Leben die einfachste und natürlichste Ausdrucksweise von der
Welt. Schließlich bin ich zu der Ansicht gelangt, daß die Zentra, die supranormale
Eindrücke aufnehmen, zugleich diejenigen primitiver archaischer Satzbildung
oder zum mindesten mit ihnen eng verbunden sind1). Handelt es sich
noch auch nach meiner Auffassung im Sinne von Dacque, wie ich früher schon
für die Telepathie betonte, um uralte Zentra, die wahrscheinlich früheren Menschen
in ungleich größerem Umfange eigen waren, im Laufe der Zeiten und unter
veränderter Einstellung zum Weltgeschehen aber verkümmert sind.

Was die Mahnung zum Wasser trinken betrifft, so war den beiden Herren
bekannt, daß der Verstorbene Wasserfanatiker war. Eine andere Deutungs-

*) Man beachte auch die altertümliche Form „Tritt" für „Zutritt, bei andeier
Gelegenheit „trümmern" für „zertrümmern"..


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