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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1930/0204
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Zeitschrift für Parapsychologie. 3. Heft. (März 1930.)

Hatte das Medium vor Eintritt des Trancezustandes eben noch ein Scherzwort
auf den Lippen gehabt, so machte sich im Gegensatz dazu alsbald ein
großes Unbehagen gelter;d. In geringerem Grade pflegten sich Zeichen von
Unbehagen auch sonst beim Uebergang in den Tieftrance einzustellen, denen
entweder keine Beachtung geschenkt oder suggestiv entgegenzuwirken versucht
wurde. Diesmal aber waren sie wesentlich stärker; das Medium sagte: „Ich habe
solche Angst" und nachher: „Mir stehen die Haare zu Berge." Inzwischen
hatten sich unsere Augen an die Dunkelheit gewöhnt, und es zeigte sich, daß
einer der doppelten Vorhänge nicht gut schloß, so daß von den Bogenlampen
des Platzes ein Lichtstrahl ins Zimmer fiel, der auch das Medium störte. Meine
Frau, die als die Hausfrau am besten mit den Vorhängen Bescheid wußte,
stand aus der Kette auf, stellte völlige Dunkelheit her und tastete feich dann
auf ihren Platz zurück. Sie hatte ihn noch nicht wieder eingenommen, da geschah
etwas Unerwartetes: vom Medium ein markerschütternder, langgezogener
gellender Schrei, Bruchteile einer Sekunde später über unseren Köpfen ein
flammender Blitz, ein kurzer, zischender Knall, ein leises Klirren von Glas,
dann wieder Stille und Dunkelheit. — Die Schulung meines Zirkels bewährte
sich musterhaft: alle, auch die Damen, die in der Ueberzahl waren, blieben
regungslos in der Handkette sitzen. Mußten wir doch dem Medium, auf dessen
große Lichtempfindlichkeit im Trancezustande ich schon hingewiesen hatte,
Zeit zur Erholung lassen. Mein Nachbar, Redakteur L., sagte: „Könnte das
nicht ein Kurzschluß gewesen sein?" Ich erwähne diese Einzelheit, um unsere
durchaus nüchterne und kritische Einstellung zu beweisen. Ein Kurzschluß
konnte es nicht gewesen sein, da ja der Kronleuchter außer Strom war. Mein
eigner Eindruck war sofort der, daß wir einem Phänomenen gegenüberstanden
; nur nahm ich an, die unbekannte Kraft hätte, um ihre Existenz zu
beweisen, die Prismen vom Kronleuchter heruntergerissen. Denn ich hatte einen
leisen Fall auf die Plüschdecke des Tisches wahrgenommen. Auch jemand
anders sagte: „Es ist etwas gefallen." Dabei habe ich vielleicht das leise Klirren
auf den gläsernen Krordeuchter bezogen; doch scheint dieses wohl von den
eng auf dem Tablett stehenden Wassergläsern ausgegangen zu sein. Auf jeden
Fall galt, als nach einiger Zeit das Medium, das wieder zu sich gekommen war,
Rotlicht anmachen hieß, mein erster Blick dem Kronleuchter. Aber der hing
uni^rsehrt, als wäre nichts geschehen, über unseren Köpfen und bewies durch
sein Brennen, daß ein Kurzschluß nicht in Betracht kam. Auf einmal hörte
ich rufen: „Da liegt etwas," und siehe da, rings um den Rand des Tisches
verteilt, in dessen Mitte das Tablett mit den Wassergläsern und dem Glaskrug
stand, lagen, und zwar ziemlich gleichmäßig verteilt — Ansichtskarten. Eine
oder zwei waren über den Tischrand hinaus auf den Boden gefallen, die übrigen
lagen so, daß etwa jeder der Teilnehmer eine vor sich hatte. Zusammen waren
es gerade ein Dutzend, und zwar waren es Karten aus den verschiedensten
Teilen Deutschlands, auch des Auslandes, und stammten laut Poststempel, Aufschrift
und Briefmarke aus den Jahren 1903 bis o5, eine von 1910. Sie waren
von verschiedenen Absendern an den Verstorbenen, und zwar an seine Geschäftsadresse
gerichtet.


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