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Zeitschrift für Parapsychologie. 3. Heft. (März 1930.)
wurden als leuchtend auf den Händen liegend beschrieben; uns anderen blieben
sie, wie auch die Hände, unsichtbar. Doch fielen, auf einmal nach schwerem
Trancezustand zwei solcher Stücke unter dem nämlichen furchtbaren Aufschrei
des dauernd an den Händen gehaltenen Mediums klappernd auf die vor ihm
liegende Papptafel nieder. Das Medium selbst sank im nämlichen Augenblicke
vom Stuhl. Die rechte Hand hatte meine Frau gehalten, die linke Herr L.
und ich. — Auf zwei weitere Apportphänomene, die wir zu beobachten Gelegenheit
hatten, gehe ich in diesem Zusammenhange nicht ein, obwohl sie
wieder andere interessante Einzelheiten boten.
Zur Erklärung des Vorganges, wie Gegenstände aus einem geschlossenen
Räume, zuweilen auf größere Entfernung (in diesem Falle schätzungsweise
ein Kilometer Luftlinie) in einen anderen geschlossenen Raum übergeführt
werden können, kann ich nicht anders, als die Annahme einer vierten Dimension
zu Hilfe zu nehmen. Seit findet diese Annahme vermessen; ich finde sie
nicht vermessener, als die Vorstellung, die er sich von diesen Dingen gebildet
hat. Denn können wir auch als dreidimensionale Wesen eine darüber hinausgehende
Dimension uns nicht mit unseren Sinnen vorstellen, so können wir
sie doch rechnerisch erfassen. Um sie unserem Verständnis näherzuführen,
kann man nur immer wieder auf das bekannte Beispiel von Fechner hinweisen.
Danach könnte man sich eine mathematische Fläche denken, in der zweidimensionale
Wesen hausen. Diese Wesen würden nur Länge und Breite kennen.
Das Entnehmen eines Gegenstandes in die Höhe würde für sie ein Verschwinden
,, das Herunterlassen in ihre Ebene ein Wiedererscheinen bedeuten. Aus einem
Ringe könnte nach ihren geläufigen Anschauungen kein Gegenstand heraus
und in einen anderen Ring hineingelangen, da ja der Ring in zwei Dimensionen
allseitig umschlossen ist. Ein dreidimensionales Wesen aber, wie der Mensch,
könnte unter Zuhilfenahme der Höhe als dritter Dimension ohne weiteres,
einen Gegenstand aus einem Ring in den anderen setzen, weil diese beiden
Körper ja nach der dritten Dimension offen sind. Genau so müssen wir uns
unsere dreidimensionalen Räume für ein vierdimensionales Wesen offen vorstellen
. Der Wiedereintritt in die niedere Dimension kann, wie in unserem
Falle, zur Lichterscheinung führen. Lange bevor wir dieses Erlebnis hatten,
erzählte übrigens unser Medium immer, die Blumen bei seinem früheren
Apportereignis seien an den Stielen wie abgesengt gewesen.
%.önntc man den Vorgang des Wiedererscheinens photographisch oder gar
kinematographisch festhalten, würde man nach meiner Erwartung die Gegenstände
plötzlich mitten im Räume auftauchen sehen. Aehnlich wie man dies
beim spukhaften Fallen von Steinen beobachtet hat. (Vergleiche meinen Bericht
über den javanischen Spuk in Band 1924 dieser Zeitschrift.) Die in spiritistischen
Kreisen vielfach anzutreffende Vorstellung von einer Dematerialisation
und Rematerialisation der Gegenstände ist mir weniger einleuchtend, da ich
mir einen so exakten Zerfall und Wiederaufbau der Atome, wie zur Gesamtheit
einer bedruckten und beschriebenen Ansichtskarte nötig ist, nicht gut vorstellen
kann. Ebensowenig kann icb mich zu der von Seit entwickelten Ansicht
verstehen, wonach das Geistwesen den Apport nach einer im jenseitigen Zu-
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