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Schubert: Beitrag zur Spontan-Phänomenik des Herrn Melzer.
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Kurz nach dem Erwachen aus dem mehrstündigen Trancezustand, als
.Herr Melzer mehrere Gläser Wasser getrunken und sich schon eine Zigarre
angezündet hatte, fiel das Medium wieder unerwartet in einen Trancezustand.
Mit der ausgestreckten rechten Hand griff es nach dem Kopfe meiner Frau
und hatte plötzlich einen ovalen, etwa 3 cm langen Chrysopras zwischen
Daumen und Zeigefinger. Von allen Teilnehmern wurde dieser Vorgang einwandfrei
und genau übereinstimmend beobachtet.
Am Abend des nächsten Tages fand wiederum ein© Sitzung statt. Sie
verlief ähnlich der vorstehend geschilderten. Die Trance-Persönlichkeiten sprachen
durch den Mund des Mediums zunächst wieder, ohne daß es so schien, als
ob ein Apport sich ereignen würde. Nach der eigentlichen Sitzung reichte Frl.
K. den Teilnehmern Kirschen. Herr Melzer nahm eine davon, hielt sie zwischen
Daumen und Zeigefinger der rechten Hand. Dann war bereits wieder, an einem
Erstarren der Züge und Glieder erkennbar, Herr Melzer im Trance. Herr
Sch. (der Hausherr) wollte deshalb dem Medium die Kirsche aus der Hand
nehmen und beiseitelegen. In diesem Augenblick wurde sie von „Lissipan",
der inzwischen deutlich gewordenen Trance-Persönlichkeit, zwischen den beiden
Fingern zerdrückt, während die drei anderen Finger „ihrer" Hand gespreizt
und ausgestreckt waren. Die linke Hand lag dabei ohne Bewegung auf dem
Tische. Es waren also „aller Augen" auf den Ursprungsort des Folgenden
gerichtet:
Von dem zerdrückenden Daumen und Zeigefinger fiel etwas auf den Boden.
Wir sahen sofort nach und zählten n Steine, die wir auf den Tisch legten.
Form und Größe der geschliffenen Steine warm recht verschieden. Ein Gar-
neol, etwa 3 cm lang, 2 cm breit, war darunter. Mit ihrem Volumen hätten
wir bequem 4 Kirschen füllen können. Sonderbarerweise konnten wir trotz
eifrigsten Suchens den Kern der Kirsche nicht entdecken, nichts war von ihr zu
sehen, als einige Tropfen Saft an den Fingern und der rechten Hand des
Mediums.
Durch den Mund des Mediums sprach nun „Lissipan" und verteilte die
Steine, dabei jedem einige herzliche auf Persönliches bezügliche Worte sagend.
Mir schenkte sie den Karneol, den ich kurze Zeit darauf fassen ließ. Der
Juwelier sagte mir, als ich den Stein wieder abholte: „Ein selten schöner Stein!"
Er hielt ihn also für echt. Seinen Wert habe ich auf mehr als i5Mark abschätzen
lassen.
Wenn nun von Ableugnern der Phänomene behauptet wird, Herr Melzer
sei ein sehr geschickter Taschenspieler, so möchte ich fragen: „Welches Interesse
hat Herr Melzer, der keineswegs in rosigen Verhältnissen lebt, sein Geld
für solche Mengen von Steinen anzulegen?"
Ich betone dazu noch -einmal, daß das Medium an diesem Abend fast nur
von Skeptikern umgeben war, die es keinen Augenblick außer Kontrolle ließen,
daß ununterbrochen im Sitzungsraum helle Beleuchtung herrschte, und Herr
Melzer auch an diesem Abend nicht wußte, daß eine Sitzung anberaumt war.
Ein anderer Fall: — Meine Frau und Frau Sch. waren am 24. April 1929
i5 Uhr in der Wohnung der Frau Sch. mit Herrn Melzer im Gespräch, als
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