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Zeitschrift für Parapsychologie. 3. Heft. (März 1930.)
Herr Besterman hat mir knapp vor seinem Scheiden von Graz die
Mitteilung gemacht, daß die Phänomene der Frau Silbert für ihn nicht überzeugend
waren, worüber ich mich mit ihm ja noch an anderer Stelle auseinandersetzen
werde. Ich mußte damals von dieser Eröffnung in hohem Grade
überrascht sein, denn er hatte bisher kein Wörtchen eines Verdachtes geäußert,
so daß ich ihm das Kompliment machen mußte, mich über seine wahre Gesinnung
meisterlich getäuscht zu haben.
Es hielt mich dies jedoch nicht davon ab, ihm verabredungsgemäß noch
die Bekanntschaft der Mitglieder unserer Parapsychologischen, Gesellschaft zu
vermitteln, wobei ich es jedoch vorzog, diesmal nicht an der Runde teilzunehmen
. Ich bedauere nun, es auf diese Weise verschuldet zu haben, daß meine
Gesinnungsfreunde durch eine nicht ganz redliche Darstellung in ein schiefes
Licht gerückt werden konnten. Eine achtsame, auf das wissenschaftliche Ansehen
von Mitforschern Bedacht nehmende Darstellung hätte darüber keinen
Zweifel aufkommen lassen dürfen, daß der fragwürdige Vorgang in jener geselligen
Zusammenkunft von den meisten ganz unbeachtet geblieben war, ja
gar nicht beobachtet werden konnte, so daß die Wendung: „was als eine beginnende
Stigmatisation gedeutet wurde" in dieser allgemein bloßstellenden Form
den Sachverhalt verdreht und entstellt.
Ich möchte hier noch eigens feststellen, daß wir späterhin mit unserem
damaligen Gaste, dem jungen Kunstmaler, wirklich eine Sitzung hatten und
trotz erstaunlicher parapsychischer Phänomene, die unter guten Sicherungen
zustande kamen, mit unserem Urteil zurückhielten, weil alle Erfahrung davon
abmahnt, auf Grund einer oder zweier Sitzungen ein abschließendes Urteil
zu fällen. Das gilt natürlich auch nach der negativen Seite hin, da reife, verantwortungsbewußte
Männer sich wohl erst nach Erschöpfung aller Möglichkeiten
, wie eigene Täuschung oder unbewußte Täuschung des Mediums, Einfluß
einer übermächtigen Phantasie u. dgl., dazu entschließen werden können, ein
Verdammungsurteil zu fällen.
Die ungenaue Namenswiedergabe im Bestermanschen Berichte ist wohl nur
einem ungetreuen Gedächtnis zu Lasten zu schreiben.
Professor D. Walter, Graz.
* Kleine Mitteilungen.
Eine glänzende Bestätigung der Forschungen Dr. v. Schrenck-
Notzings mit Rudi Schneider.
Rudi Schneider kehrte Ende Januar von den Versuchen im National
Laboratory for Psychical Research in London zurück. Im Namen des Vorstandes
bestätigten ihm Harry Price und Lord Charles Hope, daß
er sich stets freudig und ohne irgendeinen Einwand oder eine Frage allen
Maßnahmen fügte, die ihm von Seiten der Versuchsleitung auferlegt wurden.
Alle Teilnehmer hätten sich, heißt es weiter, restlos von der Echtheit seiner
Phänomene überzeugt. Es wird hierüber demnächst ein ausführlicher Bericht
mit Stellungnahmen einzelner hervorragender Sitzungsteilnehmer (Prof. Joad,
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