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Zeitschrift für Parapsychologie. 3. Heft. (März 1930.)

Bulletin X der Boston SPR. (April 1929, 100 S.)

Incidents and Discussions. Zum Teil handelt es sich wieder um eine
Reihe anscheinend übernormaler Erlebnisse verschiedener Personen. Im ersten
Fall sieht ein amerikanischer Bischof die Gestalt seiner lang zuvor verstorbenen
Mutter. Ich halte es für sehr zweifelhaft, ob es sich um mehr als eine subjektive
Halluzination handelt. Erlebnisse eines japanischen Chemikers Dr. Shimomura
betreffen einen Traum, der in manchen Einzelheiten einem fast gleichzeitigen!
Brand entsprach, sowie einfache telepathische Experimente, die ziemlich erfolgreich
waren. Es folgt eine kurze Mitteilung über Leistungen der durch Frau
Curran-Rogers Hand schreibenden Persönlichkeit „Patience Worth" während
eines Besuchs von Frau Curran-Rogers bei der Boston SPR.

Den Hauptbestandteil des Heftes bildet eine ausgezeichnete Arbeit des
Versuchsleiters der Boston SPR., Dr. W. F. Prince, „Tests for historicity", in
der er mit großem Scharfsinn nachweist, warum gewisse Dokumente, die angeblich
aus altei Zeit stammen und im Echtheitsfall auch parapsychologischeg
Interesse bieten würden, als Fälschungen anzusehen sind. Schon 1917 hatte Prince
in einer feinen Abhandlung im American Journal of Psychology durch genaue
Analyse des Buches Mormon gezeigt, daß dieses Buch offenbar ausschließlich
das Werk von Joseph Smith, dem Gründer der Mormonensekte ist. In der Einleitung
seiner neuen Arbeit weist Prince auf andere Fälschungen hin, so auf die
angeblichen Briefe Lincolns und seiner Freunde, die kürzlich in der Zeitschrift
Atlantic Monthly in der Veröffentlichung begriffen waren, als die Fälschung
entdeckt wurde, was die Publikation zu einem raschen Ende brachte. Prince
erwähnt ferner die Fälschung der Gedichte Ossians durch McPherson, sowie
eine ähnliche Fälschung Thomas Chattertons. Dann weist er nach, daß das
1913 von einem amerikanischen Landpfarrer veröffentlichte Buch The Archko
Volume, in dem angebliche Briefe Hillels des Dritten (kurz nach Christi Tod
lebend), enthalten sind, eine Fälschung eben dieses Pfarrers darstellt. Seine
zweite Kritik betrifft eine angebliche Prophezeiung aus dem Jahre 1732 über
Washington, Lincoln und andere Präsidenten der Vereinigten Staaten. Die
Prophezeiung wurde zuerst 1905 von der Schriftstellerin E. Bryant Johnston,
die die Prophezeiung entdeckt hatte, im Home Magazine veröffentlicht und
später auch von anderen mitgeteilt. Prince zeigt, daß das Original mit einer
Stahlfeder geschrieben ist, obschon solche erst lange nach dem scheinbaren
Datum der Prophezeiung aufkamen; aus einer Menge anderer Details, die in
Princes instruktiver Abhandlung nachzulesen sind, folgt mit großer Wahrscheinlichkeit
, daß Miß Johnston selbst die Fälschung ausgeführt hat. Schließlich prüft
Prince die im Journal der SPR. (Bd. 24, S. 394) besprochenen Schriften des
Cleophas, eines jüdischen Zeitgenossen der ersten Apostel, der sich durch die
Hand der automatisch schreibenden Miß Geraldine D. Cummins mitgeteilt haben
soll. Diese Schriften enthalten nach Ansicht ihrer Herausgeber wichtige Mitteilungen
über die geographischen, historischen und sonstigen Verhältnisse jener
Zeit, ähnlich wie die von Brentano veröffentlichten Aeußerungen von Catharina
Emmerich. Prince zeigt durch eingehende Prüfung verschiedener Angaben des
„Cleophas", daß er eine erstaunliche Unwissenheit hinsichtlich vieler Umstände
zeigt, die ein Jude aus jenen Tagen unfehlbar gewußt hätte. Jeder vorurteilslose
Leser von Princes Darlegungen wird ihm daher zustimmen, wenn er meint,
diese Schriften seien eine Leistung von Miß Cummins Unterbewußtsein; eine
bewußte Dichtung hält Prince für unwahrscheinlich. Es wäre interessant, zu
sehen, ob z. B. manche der Prophezeiungen des Nostradamus, die zum Teif
so außerordentlich scheinen, einer ähnlichen, sorgfältigen Prüfung auf ihre Echtheit
standhalten würden, überall sollten die Originaldokumente nochmals auf
Herz und Nieren geprüft werden. Eine wichtige Lehre aus einem Teil von Princes
Ausführungen liegt in der tragischen und gerade für uns Parapsychologen
besonders wichtigen Tatsache, daß scheinbar sehr ehrenwerte Leute, wie Geistliche
und angesehene Schriftsteller sich gelegentlich nicht davor scheuen, ihren
Mitmenschen oft schwer durchschaubare Schwindeleien aufzutischen, was zeigt,
wie vorsichtig und anspruchsvoll man gegen alle Belege sein muß, die uns als
Beweise für angebliche übernormale Erscheinungen vorgelegt werden.

Endlich enthält das Heft 3 Erlebnisse eines Herrn J. Tunis Lynk, die Heilsehen
im Raum ja zum Teil sogar in der Zeit anzuzeigen scheinen; jeder Fall


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