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Zeitschrift für Parapsychologie. 4. Heft. (April 1930.)
seines Erachtens meinerseits mangelhaft beobachtete Wahrung der „Unwissentlichkeit
", deren Außerachtlassung ihn bereits 1925 so weit sich versteigen ließ,
daß er in seiner Kritik in „Der Okkultismus in Urkunden"*) ironisch von einer
„Dressur der Suggestiven unter dem Einflüsse der psychometrischen Theorie"
sprach. Daß ich dabei die wenig beneidenswerte Rolle eines pfiffigen Zirkusdirektors
dem Publikum gegenüber spielen mußte, scheint Baerwald nicht weiter
angefochten zu haben. „Ein meisterhaftes Drillen der Versuchsperson'*, auf
daß sie bei der „entscheidenden Prüfung nur noch das eingelernte Sprüchlein
aufzusagen brauchte": dieses war die Quintessenz der Baerwaldschen Kritik
über meine psychometrischen Versuche. Sit venia verbo!
Daß bei wissenschaftlichen Diskussionen den allzu persönlich gehaltenen
Kritiken kein großer Beweiswert zugestanden werden kann, das weiß wohl jeder
ernste Forscher, und dieses hat unlängst auch in meisterhafter Logik mein alter
Freund, Dr. Walter Franklin Prince, in seinem Beitrage für die Zeitschrift
für Parapsychologie (4. Jahrgang, Februar 1929, S. 85) auseinandergesetzt
unter dem Titel „Hyperkritik und Fehlmethodik". Ich schließe mich ihm
durchaus an! Nun zur Frage selbst.
Als Einleitung zum hier zuerst zu besprechenden psychometrischen Versuche
mögen folgende Daten dienen.
Bereits gegen Ende des Jahres 1926 und in den ersten Monaten des Jahres
1927 hatte ich mein Augenmerk auf die psychometrischen Untersuchungen gewisser
fossiler Knochenreste gerichtet, die ich vorJahresfrist und
ohne jegliche Klassifikation von Prof. Herrera mir erbeten hatte
(Direktor des hiesigen paläontologischen Museums).
Bei diesen Versuchen halte ich die von Baerwald so streng geforderte
„Unwissentlichkeit" dieses Mal für völlig gewährleistet. Die Knochenreste
waren vor Jahr und Tag durch mexikanische Eisenbahnarbeiter beim Umschaufeln
der Erde in der Nähe der Hauptstadt gefunden worden. Da es sich
nicht um mehr oder minder gut erhaltene Skelette handelte, sondern lediglich
um Fragmente, hatte das hiesige Museum sie einfach beiseite gelegt, ohne sich
weiter um sie zu kümmern. Durch Zeitungsberichte auf diesen interessanten
Fund aufmerksam gemacht, ersuchte ich den Direktor des Museums, einen
alten Freund von mir, um Ueberlassung einiger Ueberreste.
4 Von diesen fossilen Resten hatten Kunde: die Eisenbahnarbeiter: unwissende
Leute; die Diener des Museums: gleichfalls unwissende Leute; der Prof.
Herrera und sein Assistent, die ihnen beide keine Bedeutung beilegten und
daher überhaupt keine Klassifikation anstrebten.
Nach Erhalt der kleinen Kollektion packte ich alles in einer Pappschachtel
auf ein ganzes Jahr weg, und bei den Versuchen war es mein alter
Freund, Dr. Jesus Monjaras, der im Dunkeln (dunkelblaue Birne) die einzelnen
Stücke, die eingewickelt waren, dem Kästchen entnahm, sie dem Medium in
die Hände drückte, nachdem die Umhüllung entfernt war, während ich im
dunkeln Raum mit abgewandtem Gesichte mich etwas 6 bis 6l/2 Meter vom
i) „Die intellektuellen Phänomene", Verlag Ullstein 1925.
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