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Zeitschrift für Parapsychologie. 4. Heft. (April 1930.)
dene Experimente beschrieben, von denen zuerst an einer etwa 2 cm
breiten, fast kreisrunden Obsidianscheibe, welche die laufende
Nummer II und E39 trägt, am 4-Januar 1920 eine psychometrische Untersuchung
vorgenommen wurde. Die zweite Untersuchung, diesmal aber mit dem
triangulär spitz zulaufenden Obsidianfragment, Träger der
beiden Nummern 11 a. und E 4o, fand zwei Tage später statt, am 6. Januar 1920
und sind beide Protokolle in meinem Register II auf Seite 43—46 genau
schriftlich niedergelegt. Das Gesamtbild der beiden psychometrischen
Visionen ist nun in beiden Versuchen genau dasselbe, mit einer kleinen
Einschränkung, daß bei Experiment 4o mit dem triangulären Fragment zwei
Details beschrieben werden, die beim Versuch mit Objekt n nicht beobachtet
wurden: der Häuptling trägt in der linken Hand einen schwarzen Gegenstand
von etwa i5 cm Länge und gleichermaßen der Hohepriester einen kleinen
Gegenstand, der in seiner großen Hand fast verborgen liegt (kleines Obsidian-
messer?).
Es dürfte wohl überflüssig sein, an dieser Stelle den Bericht abzuschreiben.
Ich lege aber besonderen Wert darauf, die feste Versicherung abzugeben, daß
es das erstemal war, daß ich mit zwei verschiedenen Gegenständen
genau dieselbe psychometrische Vision erhielt.
Wie ist dieses Vorkommnis zu erklären? Wie konnten beide so übereinstimmend
beeindruckt worden sein? Weitere Nachforschungen bei einem Antiquitätenhändler
, der zufällig einen intakt erhaltenen Obsidiandolch von etwa
3o cm Länge auf Lager hatte, gab mir den Gedanken ein, daß beide Stücke
trotz ihres ungleichen Aussehens, Bruchstücke eines und desselben, beim Ausgraben
zerschlagenen Opferdolches sein könnten. Diese Vermutung wurde durch
den hiesigen führenden Spezialisten, den Archäologen Prof. Beyer, als sehr
wahrscheinlich erklärt. I
Nun erst wurde es mir erklärlich, wie beide Fragmente die gleiche Vision
erzeugen mußten, hatten sie doch seinerzeit als Opferdolch aus der Hand
des Oberpriesters die gleichen psychischen Efluvien in sich aufgenommen, während
eines vermutlich besonders eindrucksvollen Opfer festes.
Wenn es ,,Zufall" gäbe, so würde ich diese exzeptionelle Tatsache als einen
„besonders gütigen Zufall" schätzen, da mir dadurch Gelegenheit gegeben wird,
den| gestrengen Herrn Kritikus Baerwald den praktischen Beweis zu liefern, daß
zwei Gegenstände, die denselben psychischen oder physichen Einflüssen genügend
lange ausgesetzt waren, dieselben psychometrischen Eindrücke
potentiell in sich aufspeichern können. Hier wurde demnach, unabhängig
\on mir, tatsächlich die so wichtige „Unwissentlichkeit" bei dem zweiten
Versuch aufrechterhalten, und zwar per Zufall!
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