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Zeitschrift für Parapsychologie. 4. Heft. (April 1930.)
„Man vergegenwärtige sich, daß der ganze Schluß dieses Berichtes nicht
mehr von dem Zettel abgelesen werden kann, weil dieser ja schon nicht mehr
in den Händen des Spaniers war."
Ganz recht, Herr Bärwald! Es bestand am Schlüsse eben die „transzendentale
Telepathie*' zwischen Medium und____dem ertrunkenen
Spanier bzw. dem „kosmischen Reservoir", welches
dessen Gedächtnis aufnahm.
Darf ich übrigens bei dieser Gelegenheit unsere unentwegten „Herren von
der Gegenpartei" fragen, worauf sie sich denn stützen, um bona fide glauben
zu können, es entspreche gesunder Logik, die „Telepathie" (von der eineckigen
bis zur dreieckigen) ihrer eigenen bekanntlich nur auf „phänomenalen"
Erfahrungen aufgebauten Doktrin nachträglich, ohne mit der Wimper zu
zucken, auf zuimpf en und sogar damit zu argumentieren, obwohl
es bei der Telepathie doch unbestrittenerweise sich um einen „transzendentalen",
durch physische Sinne unwahrnehmbaren Vorgang handelt1). Gab nicht bereits
anläßlich der Besprechung meiner „Außersinnliche Wahrnehmung' im 3. Hefte
des I. Bandes *der „Zeitschrift für kritischen Okkultismus", Prof. 0. Kraus,
Prag, ungefragt die kompromittierende Einschränkung zum besten, die bisher
unwidersprochen verblieb:
„Im übrigen nimmt er (Bärwald) telepathische Einflüsse als Erklärung an
(„dreieckige Telepathie"), wobeiallerdingsdie „Telepathie" selbst
vorläufig ein ungelöstes Rätsel bleibt!" In ähnlichem Sinne
spricht auch Bavink sich aus!
Und fühlte der hochberühmte, in der experimentellen Wissenschaft meisterhaft
geschulte Physiologe Helmholz sich nicht befugt, in Dublin in einer Sitzung
der tiefschürfenden englischen Gesellschaft für psychische Forschung, dem
nicht minder berühmten Physiker Sir William Barrett zu erklären, als über
Telepathie geredet wurde:
,.lch kann ein solches nicht glauben, denn weder das einstimmige Urteil
aller Mitglieder des Royal College, noch meine eigenen diesbezüglichen Sinneswahrnehmungen
wären imstande, mich davon zu überzeugen, daß unter
Ausschluß unserer normalen Empfindungsorgane eine
Gedankenübertragung von Person zu Person stattfinden
kann: ein solches ist einfach unmöglich!"
Helmholz, als überzeugter wissenschaftlicher Positivist, war eben ©in
innerhalb seiner D enkungsw eise absolut logisch denkenden
Kopf: er verwarf die Möglichkeit einer Gedankenübertragung.
Zum Schluß will ich nochmals auf das eindrucksvollste meine Stimme er-
*) Wie Heilenbach sehr logisch argumentiert: So wie ein innerhalb eines
Kreises Stehender immer nur eine konkave Seite vor sich sieht und die außen
Stehenden eine konvexe, weil eine Krümmung nicht gleichzeitig konkav
und konvex sein kann, so kann die phänomenale Anschauung mit der über-
Fhänomenalen, transzendentalen nicht gleichzeitig, divergierend,
ungieren." „Geburt und Tod" Pg. 175.
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