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Wolf: Meine Experimente mit Max Moecke.

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7. November 1928.

Bei der heutigen Untersuchung findet man die Brandblasen eingetrocknet
und in guter Heilung. Der Kranke hat bisher unentwegt gearbeitet. Er gibt an,
guten Appetit und ebenso guten Schlaf zu haben.

Psychisch ist er in jeder Hinsicht unauffällig. Will sich insbesondere nicht
interessant machen. Gestern Nachmittag sei er dem Herrn Amtsvorstand vorgestellt
worden, worauf er zum erstenmal wieder an die ganze Sache gedacht
habe. Er habe dann abends etwas länger wach gelegen, aber schließlich gut geschlafen
.

An diesem Fall ist besonders wertvoll die eingehende ärztliche Untersuchung,
der ich noch hinzufügen möchte, daß an eine betrügerische Verursachung der
Stigmen durch Hinhalten des Armes an den Heizkörper deshalb nicht gedacht
werden kann, weil im Oktober und dazu während der Nacht keinesfalls derart
geheizt wurde, daß solche Brandblasen hätten entstehen können. Für einen
psychogenen Ursprung desselben spricht auch die ärztlich konstatierte Tatsache,
daß sich keine Entzündung bildete. Im Gegensatz zur religiösen Stigmatisation
aber waren diese Stigmen medizinisch heilbar. Es könnte auffallen, daß die
suggestive Wirkung so rasch und fast ungestüm eintrat, aL'ein Du Prel (Die
Magie als Naturwissenschaft) zitiert analoge Fälle. So berichtet auch der heilige
Hieronymus, daß er im Traum gepeitscht wurde, weil er immer noch profane
Schriftsteller so gern las. Nach dem Erwachen trug er Striemen am Körper.
Ueber die plastisch umbildend wirkende Kunst der Psyche hat ja auch Gör res
in seiner „Mystik1* beachtenswerte Ausführungen gemacht.

Allem nach wäre der Gefangene ein brauchbares Forschungsobjekt in den
Händen eines erfahreren Parapsychologen. Ob die Todesprophezeiung mehr als
bloßes Phantasieprodukt ist, muß die Zukunft lehren.

Meine Experimente mit Max Moecke.

Von Dr. med. Friedrich Wolf, StuttgartJ).

In diesem Herbst erfuhr ich in Stuttgart durch die Presse von den Ex-
perimentalvorträgen des Hellsehers Max Moecke. Ich las, daß Moecke seine
Experimente ohne den sonst bei anderen Vortragenden üblichen mystischen
Zauber ausführte, daß er im Gegenteil betonte, die für Außenstehende verblüffenden
Erfolge der Ergebnisse seines Hellsehens hingen nicht mit übernatürlichen
Dingen zusammen, sondern seien in ihrer gesteigerten Fähigkeit
durchaus in natürlichen menschlichen Kräften begründet.

Die in Stuttgart sehr reservierte Presse besprach die inzwischen meist
überfüllten Vorträge mit zunehmendem Interesse. Mir selbst spielten meine
Praxis und dringende literarische Arbeit immer wieder einen Streich, so daß
ich — obwohl auf dem Sprunge — die öffentlichen Vorträge versäumen
mußte. Jedoch erschien mir das ganze parapsychische Problem und die Persönlichkeit
Moeckes bedeutsam genug, auf irgendeine Weise mir Einblicke in die

*) Der Herr Verfasser ist der Autor des s. Z. in Berlin W mit Erfolg aufgeführten
Theaterstückes „Cyankali*.


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