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Winther: Experimentelle Untersuchungen über Telekinese. 245
leitet den Gedanken aif statische elektrische Ladungen. Dagegen läßt sich
aber anführen, daß die Anbringung eines zur Erde abgeleiteten Faraday-Kafigs
um dem Taburett herum ohne jeden Einfluß auf das Gelingen der Versuche
gewesen ist. Die Verwendung irgendeines elektrischen oder magnetischen
Apparates von Seiten des Mediums ist natürlich unter den vorhandenen Versuchsbedingungen
vollkommen ausgeschlossen. Zudem haben besondere Versuche
gezeigt, daß statische elektrische Ladungen eine um so stärkere Wirkung
ausüben, je leichter die Pendel sind, also gerade das umgekehrte von dem,
waa beobachtet wurde.
Die Versuche mit Pendelschwingungen haben folglich uns, wie viele unserer
Vorgänger, zur Annahme von Kräften gezwungen, welche anderer Art sind
als diejenigen, mit welchen die Physik gewöhnlich arbeitet. In der gleichen
Richtung zeigen auch die zahlreichen Beobachtungen über Klopf laute (Raps),
welche wir während dieser Versuche gemacht haben. Besonders wenn die Klopflaute
im Tische oder überhaupt in Holz auftreten, sind sie von einer ganz
eigentümlichen Erscheinung begleitet. Wenn sie einigermaßen stark sind,
kommt das Holz in einen eigentümlichen Schwingungszustand, der direkt mit
den Fingern gefühlt werden kann Es macht den Eindruck, als ob das Holz
durch seine ganze Masse hindurch kleine Vibrationen macht.
Weiter liegt ein Fall vor, der vollkommen unerklärlich dasteht. Am 3. n.
1922 nachmittags saß ich an meinem Schreibtisch und arbeitete. Neben dem
Tische führt eine Doppeltürf die geschlossen war, zum Wohnzimmer. Im
Wohnzimmer, mit dem Rücken gegen die Wand, saß das Medium in einem
Korbstuhl, der ungefähr o,5 m von der Wand entfernt war, neben dem Ofen.
Auf der anderen Seite des Stuhles stand meine Frau im Gespräche mit dem
Medium. Das Zimmer war hell erleuchtet. Plötzlich fing es an, im Türgericht,
auf meiner Seite der Tür, ungefähr anderthalb Meter von mir, laut zu
klopfen, als ob etwas buchstabiert werden sollte. Weil ich viel zu tun hatte,
reflektierte ich gar nicht darauf. Nach einigen Minuten, während welcher das
Klopfen fortgesetzt wurde, öffnete meine Frau die Tür und kam in mein Zimmer
hinein. Auf Anfrage versicherte sie, es habe im Wohnzimmer gar nicht geklopft
. Das Klopfen fuhr fort und wurde jetzt auch von meiner Frau gehört.
Sie ging wieder in das Wohnzimmer zurück, das Klopfen fuhr fort, wer aber
auch jetzt im Wohnzimmer gar nicht zu hören.
Um die Betrugshypothese auch für den Fall der KJopflaute zu prüfen,
haben wir oftmals versucht, während des Klopfens unter den Tisch zu sehen,
um sicher zu sein, daß die Füße des Mediums nicht in Berührung mit den
Tischbeinen waren. Diese Art der Beobachtung wurde aber meistens von Seiten
der „Kontrolle" verhindert, angeblich weil sie von Mißtrauen unsererseits diktiert
war und deshalb nicht geduldet werden konnte. Wenn wir aber im Besitze
der zweiten Aufstellung waren mit dem kleinen inneren Tische, der von außen
her überhaupt nicht berührt werden konnte, tauchte die Möglichkeit auf, auch
die Echtheit der Klopfläute sicher zu prüfen.
Schon bei der ersten Seance mit dieser Aufstellung (4. 12. 1923) wurden
Klopflaute beobachtet, welche ganz anders klangen als gewöhnlich. Sie wurden
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