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Zeitschrift für Parapsychologie. 4. Heft. (April 1930.)

ganz Neues war, zum H e i d e n apostel berufen fühlte. Es wird sehr schwer
halten, das alles psychanalytisch zu erklären, so wenig auch der subjektiv©
Faktor in der Aus deutung seiner Damaskuserfahrungen verkannt werden
darf. Von der vorangegangenen inneren Entwicklung des Mannes wissen wir
zu wenig, auch nichts von einem etwaigen unbewußten früheren Hinneigen
zum Christentum. Im Gegenteil, er hatte sich immer mehr im Pharisäismus
verfestigt und betrachtete später sein damaliges Leben unter dem Bilde einer
Fehlgeburt, vgl. i. Korinther i5,8. So werden wir auch hier das Iiineinragen
neuer seelischer Komplexe aus einer höheren Welt mit nicht geringer Wahrscheinlichkeit
annehmen dürfen, und das Studium anderer denkwürdiger Bekehrungsgeschichten
, auf die die Parapsychologie hingewiesen hat, wie die des
Obersten Gardiner im achtzehnten Jahrhundert bestätigt das1).

Zu den Ereignissen, die für die Geschichte des Urchristentums grundlegend
waren, wird man aber auch das schon einige Jahre früher fallende Pfingst-
erlebnis der Urapostel zählen müssen. Den Bericht, der in der Apostelgeschichte
Kap. 2 darüber vorliegt, wird man trotz aller offensichtliche;! Vergröberung
vom Standpunkt der Parapsychologie aus etwas günstiger beurteilen dürfen,
als es meistens geschieht. Von Glo ssolalie, wie man gemeint hat, ist hier
allerdings nicht die Rede und soll auch nicht die Rede sein. Der Verfasser unterscheidet
durchaus zwischen der Zungenrede (io,46; 19,6) und den hier vorliegenden
„Reden in fremden Sprachen", 2,4. Die Zungenrede (Glossolaüe) ist
eine ad hoc gebildete, höchstens dem inspirativ Begabten verständliche Rede,
wie wir aus Paulus ersehen können, während die Sprachen, in welchen einige
Apostel nach Apostelgeschichte 2 reden, von manchen Anwesenden ja verstanden
werden, also wirkliche lebende Sprachen sind, die freilich jene Apostel
nur im Trancezustand zu sprechen imstande sind. Für dies Phänomen der
X e n o glossie gibt es zahlreiche Beispiele, nicht nur aus der Vergangenheit,
sondern auch aus der Gegenwart, ich weise hin auf Medien wie Margery und
besonders Mirabelli. Diese außerordentliche Erscheinung wird sich nur zum
kleinen Teil aus dem Wiederauftauchen vergessener Sprachkenntnisse erklären
lassen. Eher könnte man, so in Apostelgeschichte 2, an Telepathie auf Grund
eines seelischen Rapports mit Leuten denken, die die betreffende Sprache tatsächlich
beherrschen. Andere Fälle werden, mag man sich drehen und wenden,
fvie man will, nur eine spiritistische Erklärung zulassen. Bemerken möchte ich
noch, daß auch die sinnlichen Begleiterscheinungen des Pfingsterlebnisses, die
starken Windstöße und das Auftreten der Lichtzungen ihre paraphysischen
Parallelen haben, so die starken Windstöße im geschlossenen Raum auf dem
italienischen Schloß Millesimo im Juli des Jahres 1928 — vorausgesetzt, daß
sich die Blasebalg-Erklärung Lamberts als unhaltbar erweisen sollte.

So viel über die grundlegenden Ereignisse aus der Geschichte des Urchristentums
. Doch liefert die Parapsychologie noch zahlreiche andere Belege und

!) Vgl. meinen Aufsatz: „Parapsychisches bei Apostel Paulus" in dieser Zeitschrift
, Februar 1928, sowie meine Abhandlung: „Die Entstehung des Christentums
II. Paulus" in dem Sammelwerk: „Die Religionen der Erde", Leipzig und
Wien, Franz Deuticke 1929.


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