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Kleine Mitteilungen.

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ten, holten in ihrer Ratlosigkeit die Sicherheitswache, aber die Annahme, daß das
Eingreifen der Polizei dem Unfug ein Ende bereiten werde, erwies sich als irrig.
Zwei Wachbeamte, sehr nüchtern denkende Männer, mußten selbst das völlig
Unerklärliche dieser Erscheinungen bezeugen. Sofort bemächtigte sich die Tagespresse
des Vorfalls und bald war das Haus vom frühen Morgen bis zum späten
Abend von Neugierigen umlagert. Mehrere Aerzte, die eingriffen, erkannten beim
Mädchen auf Hysterie, womit wohl eine der physiologischen Teilursachen erklärt
sein dürfte, nicht aber die rätselhaften Wurferscheinungen, zu denen es erwiesenermaßen
ohne sein Hinzutun kam. Im Volke sprach man, wie gewöhnlich in
solchen Fällen, von einem Gespensterhaus, obwohl solche Phänomene gar nicht
an dem Hause, sondern an der Person haften. Die Parapsychologie, in deren
Forschungsgebiet der sogenannte Spuk fällt, erkennt darin eben nur ungeregelten
Mediumismus, im Gegensatze zum geregelten der sogenannten spiritistischen,
richtiger mediumistischen Sitzungen. Interessant ist, daß man in der nächsten
Umgebung des Mädchens auf die mittelalterliche Vorstellung einer Behexung
zurückgreift, modernisiert durch verschwommene Begriffe einer „Fernhypnose",
die von einer dem Mädchen mißgünstigen Frau ausginge. Die Erscheinungen
waren bereits zum Stillstand gekommen, lebten aber seit kurzem mit erneuter
Heftigkeit wieder auf. Dabei hat der tolle Spuk einen boshaften Charakter angenommen
; es kam zur Zertrümmerung vielen Küchengeschirrs und sonstiger
Einrichtungsgegenstände und dies vielfach in Anwesenheit vollkommen vertrauenswürdiger
Augenzeugen. Einen besonders beachtenswerten Fall konnte
Prof. Dr. Dörfler und dessen Frau beobachten, wobei ein Handspiegel, der in
einem abseits stehenden Nachtkästchen verwahrt war, klirrend zu Boden fiel,
obwohl sich niemand in seiner Reichweite befand, was sich wiederholte, als der
Spiegel von dem Genannten an seinen früheren Aufbewahrungsort zurückgebracht
und die Lade zugeschoben worden war. Es stimmt auch mit den
typischen Spukerscheinungen durchaus überein, daß die umherfliegenden Gegenstände
erst im letzten Teile ihrer Flugbahn sichtbar werden und sich warm, zuweilen
sogar heiß anfühlen. Da Gegenstände selbst aus verschlossenen Behältnissen
hervorkommen, spricht die bezügliche Forschung von einer Durchdringung
der Materie, ein etwas unvorsichtiger Ausdruck durch den eine Erklärung bereits
vorweggenommen wird

Für die Echtheit der in Eggenberg vorliegenden mediumistischen Erscheinungen
spricht eine Reihe von Gründen, darunter auch charakterologische. Dazu
gehört der Umstand, daß sowohl das Mädchen selbst, als auch ihre Familie die
rätselhaften Erscheinungen als schweres Unglück, als eine Art Heimsuchung empfinden
. Der Vater des Mediums unternahm sogar einen Selbstmordversuch und
auch die Familie des Bräutigams, fühlt sich sehr in Mitleidenschaft gezogen, denn
seit Frieda Weißl bei ihr wohnt, findet sie keine Nachtruhe mehr und wird durch
das Geheimnisvolle und Unsichtbare der Gewalten geängstigt, obwohl ihre Mitglieder
sich sonst als Freidenker zu einer gewissen Irreligiosität bekennen. Der
Versuch, das Mädchen vor eine wissenschaftliche Prüfungskommission zu bringen,
scheiterte bisher an der Furcht, daß durch ein Experimentieren die Erscheinungen
noch verstärkt werden könnten.

Daniel Walter.

Wiener Erfolge des Eggenberger Mediums.

Zufriedenstellende Versuchserg-ebnisse.

Frieda Weißl, das vielgenannte Medium aus Eggenberg, weilte in der letzten
Zeit als Gast der Gesellschaft für psychische Forschung in Wien. Professor
Dr. Dörfler, der seinerzeit einen vielbesprochenen Vortrag über das Medium in
Eggenberg hielt, hatte sich warm für das Medium eingesetzt und die Sekretärin
der erwähnten Gesellschaft, Gräfin Wassilko brachte die Geldmittel auf, um
Frieda Weißl nach Wien bringen zu können.

Am 20. Januar begab sich Frieda nach Wien. Die dort mit ihr angestellten
Versuche nahmen nach den Berichten der Augenzeugen, vor allem der Gräfin
Wassilko, einen die Interessenten zufriedenstellenden Verlauf. Die Erscheinungen,
die sich in Eggenberg und an ihrem späteren Wohnort gezeigt haben, traten in
ähnlicher Weise auch in Wien auf, wenngleich gesagt werden muß, daß sie an
Intensität und Häufigkeit nicht unerheblich zurückgegangen sind. Der Wiener

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