http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1930/0290
264
Zeitschrift für Parapsychologie. 4. Heft. (April 1930.)
Aufenthalt des Mädchens dauerte bis 8. Februar, worauf Frieda Weißl wieder
zu ihren Angehörigen zurückkehrte.
Im Rahmen der Wiener Gesellschaft für psychische Forschung wurden mit
Frieda Weißl Sitzungen veranstaltet, denen als Ausschußmitglieder u. a. die ProProfessoren
Thirring und Hahn und technischer Direktor Wolf, bekannte Fachleute
auf diesem Gebiete, beiwohnten. Sämtliche Teilnehmer dieser Sitzungen
vernahmen Klopftöne stärkster Intensitär, Säge- und Kratzgeräusche, man hörte
schreiben, trommeln, fauchen, es klopfte Diktat, Rhytmen usw., wie Teilnehmer
feststellten.
Auch ein heiteres Erlebnis trug sich bei einer dieser Sitzungen zu. Frieda
weilte in dem ihr zur Verfügung gestellten Hotelzimmer. Wieder ertönten die
heftigen Klopfzeichen und wurden auch von einem jungen Paar wahrgenommen
, das das anstoßende, durch eine allerdings abgeschlossene Tür mit dem
Zimmer der Weißi verbundene Zimmer bewohnte. Die Isolierung der Räume
durch die erwähnte Tür war für die Laute zu gering. Bald vernahm man, wie
das Paar über die Klopflaute in Entsetzen geriet — es hatte offenbar keine
Ahnung, wer sich im Nebenzimmer befand —, begann nach der Herkunft der
Laute zu suchen, geriet in arge Meinungsverschiedenheit und bald packte der
weibliche Teil des Paares seine Siebensachen und verließ fluchtartig das Hotel,
vom männlichen Begleiter mißmutig gefolgt. Dieser versuchte noch, die Partnerin
unter dem Hinweis auf die angenehme Wärme des wohlig geheizten
Zimmers und die unwirtliche Kälte das Winterabends zum Bleiben zu bewegen
— es war eine Stunde vor Mitternacht —, doch vergebens. Am nächsten Tage
wurde Frieda in einem zwar ebenfalls wohnlichen, doch nicht unmittelbar an
Gästezimmer anschließenden Raum untergebracht ...
Familiäre Gründe haben das Mädchen bewogen, gegen den Willen ihrer
Förderer Wien zu verlassen, doch ist es nicht unwahrscheinlich, daß sie abermals
dorthin zurückkehrt. Die Gesellschaft für psychische Forschung hatte
weder Mühe noch wesentliche Mittel gescheut, das Mädchen dort zu halten.
Dem Medium war aber dieser Aufenthalt dem Vernehmen nach gerade in der
abgelaufenen Zeitspanne aus den erwähnten Gründen nicht sehr erwünscht.
Prof. Dr. Dörfler und Prof. Walter in Graz arbeilten nun daraui hin, weitere
Kreise, die sich für das Medium bereits interessieren, mit diesem näher in Verbindung
zu bringen. Das Medium verfügt auch bereits über eine Einladung /u
dem bekannten Fachmann Price in London, der sie wahrscheinlich nachkommen
dürfte. Allerdings ist diese Reise noch nicht für die nächste Zeit vorgesehen.
Als bemerkenswertestes Geschehen seit Friedas Rückkehr aus Wien ist zu erwähnen
, daß in ihrer Nähe kürzlich der Körper einer Petroleumlampe ohne sichtbare
Ursache plötzlich wie unter einem starken inneren Druck zerplatzte, ein
Nachtkästchen sich ruckweise verschob und anderes mehr.
Das Medium hält sich gegenwärtig sehr zurückgezogen, um neuerlichen
Sturmläufen Neugieriger vorzubeugen. In Grazer und auch auswärtigen Okkultistenkreisen
wartet man jedoch nicht ohne Spannung auf ihren weiteren Weg.
St.
^ Anmerkung: Herr Dr. Alfred Frhr. von Winterstein (Wien) beabsichtigt,
in Athen einen Vortrag über dieses neue Spukmedium zu halten.
Parapsychologische Forschung in Kanada.
(Interessante Teleplasma-Lichtbildaufnahmen durch einen Arzt; Bestätigung
Schrenck-Notzingscher und Gelesener Forschungsergebnisse.)
Es wird allen am heftigen Für und Wider in Sachen der Paraphysik Interessierten
erfreulich sein, zu hören, daß aus einem Riesengebiete, von dem bisher
kaum eine Nachricht über die Beschäftigung mit unserm großen Wissensgebiete
zu uns gedrungen ist, bemerkenswerte Mitteilungen kommen.
Dr. med. T. Glen Hamilton, prakt. Arzt in Winnipeg, Manitoba, Kanada,
hat in bisher zwei interessanten, mit ausgezeichnetem Bildermaterial ausgestatteten
Aufsätzen in der Zeitschrift des Londoner College of Psychic Science über
seine sich auf mehrere Jahre erstreckenden, bei guten Sicherungsbedingungen mit
zwei weiblichen Medien durchgeführten Untersuchungen berichtet. Hierbei lassen
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1930/0290