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Lambert: Prof. Hyslops Experimente mit dem Medium Chenoweth. 279
beobachtet man bei Frau Piper und bei Frau Leonard (Z. f. P. 1927 S. 19/1).
Ich gebe für dieses Fischen einige Beispiele, um den Vorgang klar zu machen;
Frau Ch. schreibt: „Kennen Sie irgendeine Person, die eine Schwester (Sister)
von Ihnen im Geisterland wäre?" Der Besucher sagt: Nein! Worauf Frau Ch.
schreibt: „Oder ist es eine Schwägerin (Sister-in-law) ?" Als auch <las verneint
wird, meint Frau Gh., „es ist entweder Sis oder Sister; nannten Sie
irgend jemand Sis?", was der Besucher wieder verneint (Am. Pr. 19 S. 167).
Zweifellos ist derartiges Fragen nach Schwester, Schwägerin und schließlich
nach einer Person namens „Sis" ein verdächtiger Versuch, den Besucher allmählich
auszufragen. Ein andermal schreibt Frau Ch.: „Wer ist A.? Es
klingt wie Annie, kennen Sie diese?" Da keine Antwort kommt, geht es weiter:
„Es klingt nicht wie Annie, sondern August; es gehört noch etwas dazu, aber
ich kann es nicht fassen. Ich weiß nicht, ob es Augusta oder Augustus ist, es ist
jemand der lebt. Wissen Sie wer es ist?" (Besucher: Vielleicht sind Sie daran,
ein Datum zu finden.) „Kann sein. Bedeutet August irgend etwas für Ihre
Leute?" (Ja, vielleicht!) „August, nun wohl, ich sehe nur eine Ziffer dahinter.
(Das ist richtig.) Ich kann nicht sagen, ob es eine 2 oder eine 8 ist. (Bitten
Sie den Geist, es in römischen Lettern zu zeigen.) „Gerade jetzt sehe ich eine
römische 5 (V), aber noch etwas dahinter." Da der 5. August der Geburtstag des
sich angeblich mitteilenden Geistes war, wäre es hier durch das Spielen mit dem
Namen „August" beinahe m einem gewissen „Erfolg" gekommen. (Amt. Pr. 19
S. 310). Gelegentlich entstehen zweifellos auf diese Weise Erfolge, besonders
wenn der Besucher unvorsichtige Hilfen gibt, oder wenn der Zufall günstig ist.
Das letztere könnte in folgendem Beispiel der Fall sein. Hyslop wünscht durch
einen Gegenstand, den er Frau Chenoweth in die Hand gibt, einen bestimmten
Geist anzulocken. Zuerst ist dann die Rede von dem Kontrollgeist „Father
John"; nach manchen Versuchen sagt ein „Geist", ich bin John. Wirklich
hieß so der von Hyslop gesuchte Geist. Aber es kann sich hier sehr gut um
einen Rückfall in den Anfang der* Sitzung handeln, die im ganzen übrigen Verlauf
nichts Brauchbares enthält (Am. Pr. 19 S. 397). Mit naiven Sitzern
kann das Fischen und Hin-und-her-Raten geradezu groteske Formen annehmen.
So wenn ein Geist in einer Sitzung, an der Hyslop nicht teilnahm, auf fünf!
Seiten (Pr. 19 S. 3i4—319, ja schon vorher S. 3o8) versucht, seinen eigenen
Namen zu erraten. Er gibt unter anderen Claroo, Cleion, Clark, Connor,
Conrey, Coulter, Couper, Couer, Cowper an; der wirkliche Name ist Cooper.
Es gibt ganze Sitzungen, ja ganze Sitzungsserien, die in starkem Umfang mit
derartigen verdächtigen Wertlosigkeiten angefüllt sind; da es genau so mit
Frau Pipei und Frau Leonard steht, wenn es auch bei diesen nicht so häufig
nachweisbar ist, da bei ihnen vorwiegend die sogenannten guten Sitzungen
veröffentlicht wurden, muß man annehmen, daß hier eine Art Gesetz des Me-
diumismuü vorliegt, dahingehend, daß die Medien im Trance ganz automatisch
(werden sie doch gelegentlich auch Automatisten* genannt), Mitteilungen von
sich geben, ohne daß sie entscheiden könnten, ob die Mitteilungen, die sich
ihnen aufdrängen, bloße Erdichtungen ihres Unterbewußtseins sind oder auf
Erkenntnissen beruhen, die ihnen telepathisch vom Besucher, oder anderen
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