Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1930/0310
280

Zeitschrift für Parapsychologie. 5. Heft. (Mai 1930.)

Lebenden oder gar Geistern zuströmten. In den schlechten Sitzungen fehlen
diese telepathischen Erkenntnisse, ohne daß das Medium in seinem Trance
dies bemerken würde; erst der Widerspruch des Besuchers bringt das Medium
um seine Sicherheit und nun setzt wiederum automatisch das Fischen und
Raten ein, so wünschenswert es wäre, daß das Medium in solchen Fällen die
Sitzung abbrechen würde; statt dessen macht es automatisch weiter und kann
unerfahrene Besucher leicht auf den Gedanken bringen, daß sie einer ärmlichen
Betrügerin gegenüberstehen. Wer die soeben begründete notwendige Unsicherheit
aller medialen Betätigung erkannt hat, weiß, daß es sinnlos ist, ein Medium
, übei das von kritischen Zeugen gute Berichte vorliegen, auf Grund einiger
wertloser, ja verdächtiger Sitzungen, ablehnen zu wollen.

Nichts wäre leichter, als auch über die großen seelischen Medien (wie es
für die physikalischen Medien geschah, für die dasselbe Gesetz zu gelten scheint)
ausführliche Arbeiten zu schreiben, in denen ihre Leistungen unter Ignorierung
der guten Sitzungen als der reine Humbug nachgewiesen würden. In einer kleinen
Arbeit (Engl. Pr. Bd. 17) hat Podmore dies zum Teil für Frau Piper versucht
. Für Frau Chenoweth wäre dies besonders leicht, da Hyslop wahllos
Hunderte von Protokollen vollständig veröffentlicht und z. B. aus den 80
Sitzunigen vom Oktober 1913 bis Juni 1914 kaum eine einzige wegläßt; die
Lesbarkeit und Ueberzeugungskraft dieser Berichte, die sämtlich im 19. Bd.
der Am. Proc. veröffentlicht sind, hätte durch stärkste Kürzungen der unkontrollierbaren
oder nachweisbar falschen Geistermitteilungen viel gewonnen
; aber unsere Einsicht in die Schwierigkeiten und häufigen Unzuverlässig-
keiten dieser Mitteilungen hätte sehr darunter gelitten.

Ich betone, daß ich in keiner Weise Frau Gh. bei ihrem Fischen und Raten
bewußte Täuschung vorwerfe, vielmehr dürften diese Täuschungsmanöver im
Trance automatisch erfolgen; genau so sucht ein physikalisches Medium, das
etwa einen Vorhang im allgemeinen durch okkulte Kräfte bewegt, in Sitzungen
, wo dieser Erfolg nicht eintritt, den Vorhang durch Blasen oder Berühren
zu bewegen, ohne daß es selbst sich des Unterschieds zwischen dem echten und
dem unechten Phänomen bewußt zu sein braucht. Bei seelischen wie bei
physikalischen Medien sind solche Automatismen nichts, was man im gewöhnlichen
Sinn als Betrug ansprechen dürfte, für den also irgendeine moralische
Verantwortlichkeit des Mediums bestünde. Dies ist hysterischen oder im Trance
befindlichen Versuchspersonen gegenüber eine Selbstverständlichkeit, die leider
allzu oft übersehen wird, so daß vielen Medien wegen ihrer Automatismen
fälschlich Betrug vorgeworfen und jedes echte Phänomen abgesprochen wird;
dieser völlig verständnislose Standpunkt findet sich heute fast nur noch physikalischen
Medien gegenüber, obwohl bei ihnen, abgesehen davon, daß sie seltener
sind, die Dinge genau so liegen wie bei den Medien, die nur seelische
Phänomene bieten; bei beiden muß man untersuchen, inwieweit die häufigen
automatischen, ja zum Teil vielleicht bewußten Nachhilfen auch die guten
Sitzungen zu erklären geeignet sind.

Obschon wir Hyslop die vollkommensten Berichte verdanken, die über
ein seelisches Medium vorliegen, möchte ich doch einige Schwächen seiner


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1930/0310