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Lambert: Prof. Hyslops Experimente mit dem Medium Chenoweth. 283
Experimentierens und seiner Argumentierung zusammenstellen; aber dies ist
nur möglich, weil Hyslops Protokolle so genau sind, wie sie von jeder wissenschaftlich
zu verwertenden Sitzung angefertigt werden sollten, damit man jederzeit
kontrollieren kann, was für Hilfen dem Medium etwa gegeben wurden.
Bloße Versicherungen, solche Hilfen seien nicht gegeben worden, genügen
nicht. '
Nachdem wir auch Hyslops Schwächen nicht verschwiegen haben, ohne
die vielleicht niemand die im Interesse der Forschung notwendige Geduld
aufbringen könnte, jahrelang so viele, im Grunde meist höchst langweilige
Sitzungen mitzumachen und zu protokollieren, betrachten. wir einige
von Frau Chenoweth' Glanzleistungen. Zuerst ein Fall aus der sonst höchst
mittelmäßigen Reihe von Sitzungsserien vom Oktober 1913 bis Juni 1914
(Pr. 19). Der betreffende Besucher hatte früher Sitzungen mit Frau Chenoweth
gehabt, aber ohne daß ihn diese gesehen hätte, da die stets anonym«
eingeführten Besucher, wie schon gesagt, erst eintreten durften, wenn Frau
Ch. in Trance gefallen war, und dann hinter ihr Platz nahmen. 'Frau Chenoweth
schreibt (Am. Pr. 19 S. 345 f.): „Das alte Mahagonimöbel, in dem ich
so viele Dinge aufhob. Ich suchte stets dort nach allem möglichen, ich
verbrachte Lange Stunden daran. ... Weißt du etwas über ein Vergrößerungsglas
, das ich oft benutzte, um etwas zu entziffern, ich hatte zuweilen einige
schwierige alte Handschriften. Und dann möchte ich fragen, ob du weißt,
wohin alle meine Füllfederhalter zu verschwinden pflegten; sie nützten
mich nichts, da sie verschwanden. Ich dachte, mein Sohn werde den Scherz
darüber kennen. Erkenne alle Menschen an diesen Geschen-
k e n." Wirklich hatte der sich mitteilende verstorbene Vater des Besuchers
einen alten Mahagonischreibtisch, in dem er viele Papiere aufbewahrte; nur
er benutzte ihn und verbrachte lange Stunden daran. Er benutzte zu dem
in der Sitzung genannten Zweck ein Vergrößerungsglas. Die Füllfederhalter
waren ein ständiger Scherzgegen^stand in der Familie; der Vater konnte nie
einen behalten, da ihn irgendein Familienmitglied entlehnte, worauf der
Federhalter verschwand. An seinem letzten Weihnachten gab der S'tzer seinem
Vater einen Füllfederhalter und in Erinnerung an die fortgesetzten Scherze
schrieb er auf den Begleitzettel den Satz „Erkenne alle Menschen an diesen
Geschenken", was nur der Tote und sein Sohn wußten. Im weiteren Verlauf
wird dies** und die folgende Sitzung ganz schlecht, bis plötzlich Elfenbeinschnitzereien
und schöne Kugeln erwähnt werden, die des Besuchers Großvater
aus'Asien mitgebracht hatte (S. 351). Man bekommt hier den deutlichen Eindruck
, daß das Medium nach den zuerst erwähnten Erfolgen längere Zeit
frei fabuliert, worauf plötzlich wieder übernormale Erkenntnisse durchbrechen
, ohne daß das Medium diese von seinem Fabulieren unterscheiden
könnte.
Ich komme jetzt zur außerordentlichsten Sitzungsserie von Frau Chenoweth
. Diese Serie wurde zweimal veröffentlicht; das erstemal vollständig von
Hyslop (Am. Pr. 11), das zweitemal im Auszug von Dr. W. F. Prince (Am.
Proc. 17). Prince, der Nachfolger Hyslops als Versuchsleiter der amerikani-
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