http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1930/0320
290
Zeitschrift für Parapsychologie. 5. Heft. (Mai 1930.)
kleinen Zahl 1: 4,5 X io 33; d.h. es müßte 4,5 X io 33 mal der Versuch wiederholt
werden, damit man mit der Wahrscheinlichkeit rechnen könnte, daß e i n -
mal derselbe Erfolg rein zufällig eintritt. Auch ohne diese Berechnungen wird
jeder Verständige sehen, daß Zufall nicht in Frage kommt; und da selbst
Hyslops Komplizität den Fall nicht ganz klären würde, weil manche intimste,
zum Teil sogar Doris momentan nicht bekannte Einzelheiten mitgeteilt wurden,
besteht nicht der geringste Zweifel, daß wir es hier mit einem übernortmalen
Phänomen zu tun haben. Stellen wir aber die Frage nach der Deutung desselben
, so stehen wir vor der alten unlösbaren Streitfrage, Animismus oder
Spiritismus. Ich selbst halte es für wahrscheinlicher, daß ein so erstaunlicher
Komplex richtiger Mitteilungen sich dadurch erklärt, daß das Medium irgendwie
mit der Verstorbenen in Beziehung stand; aber man kann nicht beweisen
, daß Frau Ghenoweth diese erstaunliche Erfolgsreihe nicht dadurch
erzielte, daß ihr Trancebewußtsein alle Angaben telepathisch aus Doris und
vereinzelt sogar aus anderen Personen gewann und sie dann auf geniale Weise
zu einem überzeugenden Ganzen verband.
Seltsam ist, daß auch in dieser glänzenden Serie die Angabe von Namen
häufig auf erstaunliche Schwierigkeiten stößt; auf 3y2 Seiten (Am. Pr. 17
S. 176 f.) versucht einer der Kontrollgeister den Namen von Doris Beschützer
Walter Franklin Prince zu ermitteln. Walter und F. kommen nach vieler Mühe
ohne Hilfe von Hyslops Seite; der Name Prince erst, nachdem Hyslop (Doris
war abwesend) einige, wenn auch wohl nicht entscheidende Hilfen gegeben
hatte. Man ist oft geneigt, diese Schwierigkeiten im Finden von Namen speziell
gegen die spiritistische Hypothese ins Feld zu führen; meines Erachtens zu
Unrecht, denn auch für die animistisch-telepathische Hypothese ist es schwer
verständlich, warum ein Medium, das mit Leichtigkeit Dutzende von Einzelheiten
aus dem Leben eines Verstorbenen telepathisch aus dem Sitzer gewinnt, die
Namen des Toten und die seiner Freunde nur selten auf dieselbe Weise gewinnen
kann. Da auch die spiritistische Hypothese häufig keine direkte Besessenheit
des Mediums durch den Verstorbenen annimmt, vielmehr eine
telepathische Verbindung des Mediums mit dem Verstorbenen für wahrscheinlich
hält, so stehen wir auf animistischer wie auf spiritistischer Basis) vor dem
%oblem, warum eine, sei es zu einem Lebenden odelr Toten hergestellte telepathische
Verbindung, so oft versagt, wenn es sich tun Ermittlung von Namen
handelt; offenbar funktioniert diese Art von Telepathie besser, wenn sich der
zu gewinnende Inhalt leicht in anschauliche Form bringen läßt, d. h. wohl
wenn er schon in dem Geist, der als telepathische Quelle dient, einer anschaulichen
Vorstellung entspricht.
Doch werden in manchen Sitzungen auch Namen gut wiedergegeben. So
z. B. mehrfach in der vorzüglichen Serie von Mrs. Drew mit Frau Ghenoweth
(Am. Pr. i5). Auch Frau Drew nahm anonym hinter Frau Chenoweth Platz,
als diese in Trance gefallen war. Frau Chenoweth wußte nicht einmal, daß
überhaupt ein Sitzer kommen werde, da Hyslop vorher mehrfach allein
Sitzungen abgehalten hatte. So spricht auch der Umstand, daß Frau Drew
schon früher anonym eine Sitzung mit Frau Ghenoweth gehabt hatte, nicht
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1930/0320