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Zeitschrift für Parapsychologie. 5. Heft. (Mai 1930.)
wohnlich um so stärker wurde, je positiver die Seancen ausfielen. Seine Hände
waren abwechselnd eiskalt und heiß, schwitzend. Es hatte oft, auch im Wachzustande
, kleine Muskelkrämpfe. Seine Augen waren oft schwach verschleiert,
zu anderen Zeiten aber unnatürlich glänzend, wobei dann meistens seine Stimmung
erregt, fieberhaft war, was sich sehr deutlich beim Sprechen verriet. Wir
haben absichtlich keine Temperaturmessungen am Medium selbst angestellt, um
es nicht mehr als notwendig zu erregen.
Beim Automatschreiben ist eine eigentümliche Erscheinung beobachtet
worden, indem das Handgelenk des Mediums dabei regelmäßig an Umfang zunahm
. Normalerweise war der Umfang des Handgelenkes i4,9 cm. Gerade vor
oder nach dem Schreiben wurde aber gemessen: i5,6, i5,7, 16,0, 16,1 cm, also
eine Erweiterung von 0,7—1,2 cm, oder 5—8 o/0.
Auch die übrigen Teilnehmer an den Seancen hatten an verschiedenen unangenehmen
Empfindungen zu leiden, welche gewöhnlich erst im Laufe der
Seance auftraten und gleichzeitig mit den telekinetischen Phänomenen aufhörten
. Zeitweilig trat Kopfweh und Herzklopfen auf, auch bei Personen,
welche gewöhnlich nicht daran leiden. Schmerzhafte Krämpfe, besonders in
den Füßen und den Beinen, waren sehr häufig, obwohl wir uns ja reichlich
bewegen durften. Vor allem trat aber sehr häufig eine Empfindung von Kälte
auf, besonders an den Knien, ganz als ob ein kalter Luftzug vorbeiwehte, und
auch diese Erscheinung schien in einem gewissen Zusammenhang zu stehen
mit dem Eintreten und dem Schluß der telekinetischen Phänomene.
Diese Kälte-Empfindungen sind seit langem wohlbekannt für alle, die an
Seanoen teilgenommen haben. Man hat sich wohl daran gewöhnt, sie als rein
subjektive Empfindungen aufzufassen. Erst H. Price hat bei seinen Untersuchungen
mit dem Medium Stella G. (Journ. Amer. Soc. Psychic. Research,
Mai 1924, und das Buch: },Stella C.", London 1925) den Versuch gemacht, die
physikalische Quelle dieser Empfindungen nachzuweisen. Er verwendete dafür
ein Negretti und Zambra selbstregistrierendes Thermometer, also ein Minimums
-Thermometer, das bei zwei der Seancen keine Abnahme der Temperatur
während der Seance zeigte, bei den 11 übrigen dagegen eine Abnahme von o,5
bis 20,5 0 Fahrenheit aufzeigte. Dabei schien die Abnahme desto größer zu sein,
je stärker die gleichzeitig auftretenden telekinetischen Phänomene waren. Das
^Thermometer war oben auf der Wand fest angebracht, so daß der ganze Luftraum
des Zimmers von der gemessenen Temperaturabnahme betroffen sein muß.
Diese Beobachtungen sind gewiß sehr merkwürdig, und es schien mir geboten
, diese Versuche zu wiederholen. Vom 6. 11. 1924 ab haben wir dann
die Temperatur mit einem in Zehntelgrad geteilten Quecksilberthermometer
gemessen. Vom 10. n. ab wurden zwei Thermometer verwendet. Sie wurden
am Rande der Tischplatte in Kniehöhe aufgehängt, das eine zwischen Dr. Marner
und mir, das zweite an der Ecke zwischen Prof. Bondorff und mir. Die Ablesungen
sind in den Fig. 62—66 unter t angeführt, und für die Seancen
am 10. 11. und 11. 11., wo mit zwei Thermometern beobachtet wurde, außerdem
in den untenstehenden Tabellen mit den gleichzeitigen Beobachtungen
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